
Kritik:
Volksbanken: Wirbel um Scheich-Anzeige von Heimat
Auf scharfe Kritik aus Finanz- und Bankenkreisen ist eine Anzeige der Werbeagentur Heimat für den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken gestoßen. Darin wurde der Einstieg Katars als Großaktionär der Deutschen Bank kritisiert.
Auf scharfe Kritik aus Finanz- und Bankenkreisen ist eine Anzeige der Werbeagentur Heimat für den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) gestoßen. In der Anzeige wird der Einstieg von Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus Katar als neuer größter Einzelaktionär der Deutschen Bank kritisiert. "Auf so eine Scheich-Idee würden wir nie kommen" - so ließ der genossenschaftliche Spitzenverband seine Anzeige betiteln, die am Mittwoch (28.5.) in der "FAZ" erschien. Der Investor war vor zehn Tagen mit über zwei Milliarden Euro bei der Bank eingestiegen.
War dieses eher mittelmäßige Wortspiel womöglich selber eine "Sch...-Idee"? In den Führungszirkeln der Branche ist der Ärger über die Anzeige offenbar sehr groß. Selbst unter den Genossenschaftsbänkern soll die Anzeige umstritten sein. Das Handelsblatt zitiert am heutigen Freitag (30.5.) auch mehrere Politiker, die sich wegen des fremdenfeindlichen Untertons besorgt äußern und ebenfalls scharfe Kritik äußern.
Vom Bundesverband heißt es auf W&V-Anfrage: "Zielrichtung der nur einmalig geschalteten Anzeige ist es, aktiv für die genossenschaftliche Mitgliedschaft zu werben und den Unterschied zu anderen Geschäftsmodellen aufzuzeigen. Mit dieser einmaligen Aktion möchten wir auf unser mitgliederbasiertes Geschäftsmodell aufmerksam machen, das auf Staatshilfe oder finanzstarke Einzelinvestoren nicht angewiesen ist."
Natürlich ist es das gute Recht der Genossenschaftsbanken, einen solchen Anlass aktiv in ihrer Marketing-Kommunikation aufzugreifen. Daher zielt die Kritik ja auch auf das Wortspiel an sich. Darf man das? Bei der verantwortlichen Agentur Heimat war zunächst keiner für eine Stellungnahme erreichbar. Vielleicht feiert man dort ja ebenfalls noch den jüngsten Einstieg eines ausländischen Großinvestors.
Darf Werbung zwischendurch auch mal Satire sein? Letztere darf (fast) alles.