Doch dafür sind große Anstrengungen nötig. "Neben dem riesigen finanziellen Schaden, der heute noch gar nicht abzusehen ist, ist diese Krise vor allem eine Vertrauenskrise", sagte Müller. "Weil es hier um den Kern unseres Unternehmens und unseres Selbstverständnisses geht: um unsere Autos." Zum Markenkern von Volkswagen gehörten "Solidität, Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit", so Müller. "Unsere wichtigste Aufgabe wird es deshalb sein, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen – bei unseren Kunden, Partnern, Investoren und der gesamten Öffentlichkeit."

Das erfordere eine schnelle und "schonungslose" Aufklärung. "Nur wenn alles auf den Tisch kommt, nur wenn wir alles lückenlos aufarbeiten, nur dann werden uns die Menschen wieder vertrauen", sagte Müller. Der Vorstandsvorsitzende warb um Verständnis, dass auch er auf viele Fragen noch keine Antwort habe: "Glauben Sie mir: Auch ich bin ungeduldig. Aber in dieser Situation, in der wir es mit vier Marken und vielen Modellvarianten zu tun haben, ist Sorgfalt noch wichtiger als Tempo."

Wie geht es nun weiter? Laut Müller habe ein Projektteam einen Aktionsplan erarbeitet. In diesen Tagen würden die betroffenen Kunden informiert, deren Fahrzeug nachgebessert werden müssten. Zudem hat das Unternehmen Websites eingerichtet, auf denen Kunden anhand der Fahrgestellnummer überprüfen können, ob ihr Fahrzeug betroffen ist.

Der Konzern warte derzeit auf die Genehmigungen der zuständigen Behörden. Zum Teil reiche eine Überarbeitung der Software, bei einigen Fahrzeugen seien dagegen Eingriffe an der "Hardware" notwendig. Müller: "Wir werden unsere Kunden fortlaufend über die Maßnahmen informieren und entsprechende Werkstatt-Termine vereinbaren." Der Konzernchef versicherte erneut, dass alle betroffenen Fahrzeuge technisch sicher und fahrbereit seien. Zudem erfüllten die EU6-Dieselfahrzeuge die gesetzlichen Bestimmungen und Umweltvorgaben. "Für Wolfsburg heißt das: Die Produktion kann weiterlaufen."

Noch sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen. Doch vieles deutet darauf hin, dass die Unternehmenskultur bei Volkswagen den Betrug gefördert hat. Die Botschaft von Müller an die Belegschaft: "Volkswagen muss wieder für mehr Integrität stehen. Nicht nur auf dem Papier. Sondern immer und überall. Wir werden alles dafür tun, damit die Regeln auch von allen eingehalten werden."


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.