Ähnlich selbstbewusst kommt eine frühere Schwester daher. Auch Jaguar Land Rover stand unter dem Ford-Dach nah am Abgrund und wurde wie Volvo vergleichsweise günstig verkauft, als dem US-Hersteller in der Finanzkrise der Sturz ins Bodenlose drohte. Der Unterschied: Bei den britischen Traditionsmarken sind mit dem Tata-Konzern Inder statt Chinesen die neuen Eigentümer.

Aber auch die lassen den - zum großen Teil deutschen - Managern weitgehend freie Hand. Zum Dank liefert das britische Unternehmen bei seiner Konzernmutter Milliarden-Gewinne ab und verkaufte 2013 fast 20 Prozent mehr Autos als im Jahr zuvor. In England werden Milliarden investiert, ab 2015 wird auch in China produziert - und für die nächsten fünf Jahre plant Jaguar Land Rover nicht weniger als 50 neue oder überarbeitete Modelle.

Zwei Kampfansagen fuhren in Paris auf den Messestand: Mit dem Land Rover Discovery Sport und dem Jaguar XE - die es zum Preis von gut 32 000 beziehungsweise 36 000 Euro gibt - nehmen die Briten gezielt das Brot- und Buttergeschäft der deutschen Premium-Platzhirsche in Visier. So tritt der XE mit viel Aluminium in der Karosserie und einem neuen Motor an Bord gegen den BMW 3er, den Audi A4 oder die C-Klasse von Mercedes-Benz an - und zeigte in Paris, dass er zumindest beim Thema Stauraum wettbewerbsfähig ist: im Kofferraum steckten gleich vier Golftaschen.

Laut Marketingchef Phil Popham sollen die beiden Modelle am untersten Ende der Preisspanne "neue Marktsegmente öffnen und neue Kundengruppen erschließen". Das dürften auch solche sein, die bislang ein deutsches Fabrikat fahren. Allerdings gilt gerade das Segment rund um den 3er, den A4 und die C-Klasse als eines der umkämpftesten in der Branche. Gerade da können die drei deutschen Hersteller mit den hohen Stückzahlen ihre Größenvorteile ausspielen.

Entsprechend sind die Manager in München, Ingolstadt und Stuttgart gewarnt - aber nicht in Panik. Natürlich nehme man jeden Wettbewerber ernst, heißt es pflichtgemäß in Paris. Je nach Zählart beträgt der Marktanteil der drei deutschen Hersteller weltweit zwischen 70 und 80 Prozent an der Oberklasse. "Und wir sehen bisher keine Umkehr dieses Trends", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Mit dieser Beobachtung ist er nicht allein. Zwar traut das Analysehaus IHS den schwedischen und britischen Emporkömmlingen bis 2020 sportliche Wachstumsraten zu - Jaguar dürfte seinen Absatz dank des neuen Einstiegsmodells bis dahin sogar verdreifachen. Aber an den globalen Kräfteverhältnissen dürfte sich nach Meinung der Experten trotzdem nicht viel ändern.