Dem Image hat sich alles unterzuordnen, deshalb widmet sich das Handbuch auf zwei Seiten ausgiebig dem Aussehen der Mitarbeiter, gibt Regeln vor für Kopfbedeckung, Frisur, Haarfarbe, Augen- und Lippen-Make-Up, Gesichtsbehaarung, Kleidung, Schmuck, Finger- und Fußnägel und Schuhe. So heißt es etwa unter "Finger-/Fußnagel": "Die Fingernägel dürfen nicht mehr als 6 mm über die Fingerspitze hinausreichen." Oder: "Wenn ein Fingernagellack verwendet wird, muss er klar sein. Eine French-Tip-Maniküre ist unerwünscht."

Nicht nur das Aussehen unterliegt einer strikten Kontrolle, auch die Taschen und Jacken der Mitarbeiter müssen jeden Tag an der Vordertür überprüft werden, wie die "Schadenverhütungs-Store-Richtlinie" vorschreibt. Das gilt auch für den Müll: "Ein Mitglied des Managements muss jeden Müllcontainer persönlich nach wertvollem Firmeneigenturm durchsuchen", steht da. Die Müllbeutel müssen transparent sein.

Diese Regeln gelten auch für die Nachtschicht. Denn rund 50 Menschen arbeiten nach Informationen der Zeitung jede Nacht im Flagship-Store bis 6.00 Uhr morgens durch - um die Kleidung zu falten, die tagsüber von den Kunden angefasst und zerwühlt wurde. Auf Fragen der "AZ" zu dem Kontrollwahn im Münchner Laden hieß es von Abercrombie & Fitch nur: "Kein Kommentar".

Für ihre Arbeitsbedingungen wurde die Modekette schon oft kritisiert. Reichlich seltsam ist auch das 40-seitige Regelwerk für Mitarbeiter, die im Privatjet von Michael Jeffries arbeiten, seit 1992 Chef von Abercrombie & Fitch. Wie "Bloomberg" im letzten Jahr enthüllte, schreibt das Handbuch den ausschließlich männlichen Stewards als Arbeitskleidung Polo-Hemden, Flip-Flops und Boxershorts von A&F vor. Beim Tischdecken müssen sie Handschuhe tragen. Ihre einzig erlaubte Standardantwort auf Anweisungen des Chefs lautet: "No Problem".

Wie sich die Marke den perfekten Mitarbeiter vorstellt, kann man in einem Beitrag von Merkur Online zur Ladeneröffnung in München anschauen:


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.