
WM-Aus im TV: Athleten laufen Sturm
Deutsche Leichtathleten fühlen sich von ARD und ZDF ins Abseits gedrängt. Die Sportler entrüsten sich nun in einem offenen Brief über den Verzicht auf eine WM-Übertragung.
Eine WM ohne TV-Übertragung – das geht den deutsche Leichtathleten zu weit. Mit einem offenen Brief protestieren sie gegen den Verzicht von ARD und ZDF auf die Live-Übertragung der Weltmeisterschaften im August in Daegu. "Mit großem Unverständnis nehmen wir diese Position von ARD und ZDF zur Kenntnis", heißt es in dem Schreiben. Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Montag mitteilt, geht das Schreiben auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Spitzenpolitiker.
Unterstützt wird der beispiellose Protest von einstigen Größen wie Armin Hary, Martin Lauer oder Heinz Fütterer. Zu den Unterzeichnern gehören zudem alle 55 Top-Team-Mitglieder und die 250 Kaderathleten des DLV. Dessen Präsident Clemens Prokop hofft, mit dieser Initiative doch noch "Bewegung in die Rechteverhandlungen" zu bekommen und dass ARD/ZDF sowie der Weltverband IAAF ihre Positionen nochmals überdenken.
Seit Etablierung der WM 1983 wäre es das erste Mal, dass es keine Live-Berichterstattung über das drittgrößte Sportereignis der Welt im öffentlich-rechtlichen TV gäbe. Noch nicht entschieden haben ARD/ZDF, ob sie in Zusammenfassungen die WM-Höhepunkte zeigen. Für die TV-Rechte an den WM-Titelkämpfen 2011 und 2013 in Moskau soll der Weltverband IAAF rund 15 Millionen Euro verlangt haben. ARD/ZDF sollen nur bereit gewesen sein, weniger als die Hälfte auf den Tisch zu legen.
"Das gemeinsame Angebot von ARD und ZDF hat sich dabei an der aktuellen Marktsituation in Deutschland orientiert", rechtfertigt sich ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz laut der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei das öffentlich-rechtliche Fernsehen allen Gebührenzahlern schuldig. Die Athleten können das Kosten-Argument nicht nachvollziehen und verweisen in ihrem Brief darauf, dass in Ländern wie Frankreich, Italien und Großbritannien die Rechtekosten "in angemessener Höhe" von den öffentlich-rechtlichen Sendern bezahlt würden. Deshalb sei das Argument von ARD und ZDF eines marktüblichen Angebots nicht nachvollziehbar.
Der Vorwurf der Athleten: "Wir sehen darin eher die Ausübung einer Monopolstellung, die in Deutschland für die meisten Sportarten jenseits des Fußballs besteht." Zudem: Eine neue Generation von Leichtathleten wie Hochspringerin Ariane Friedrich, Verena Sailer, der schnellsten Frau Europas, Hürden-As Carolin Nytra oder Diskus-Weltmeister Robert Harting hätten der Sportart wieder Glanz verliehen. Völlig unverständlich sei deshalb das "reduzierte Angebot" von ARD und ZDF angesichts der "dynamischen Entwicklung", die die deutsche Leichtathletik in den letzten Jahren erlebt habe, hieß es weiter. So hätte die TV-Übertragung von der WM 2009 in Berlin Spitzenwerte von rund zehn Millionen Zuschauer erreicht. Sie hat damals als Startrampe für HD-Übertragungen der Öffentlich-Rechtlichen gedient.
Unklar ist derzeit noch, ob der kommerzielle Sportkanal Eurosport der WM eine Plattform bieten könnte. Der Sender hat den Athleten in der Vergangenheit immer viel Raum gegeben. Die Verhandlungen laufen noch. Vom ARD/DZF-Aus könnte Eurosport durchaus profitieren, wenn der Sender in Deutschland die Live-Rechte exklusiv bekommen könnte.