Kamprad prägte das Image von Ikea: Die Marke gilt als sympathisch, sozial, billig und nachhaltig zugleich. Effizient und trotzdem fröhlich - danach sehnen sich viele Menschen. Deshalb kaufen sie sich mit Ikea-Möbeln auch ein Stück Lebenswelt. "Wir sind getrieben und inspiriert durch unsere Vision. Und die heißt, vielen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen", erklärt Ohlsson. "Unser Ansatz ist ein humanistischer", sagt Marketingchefin Willvonseder. Das sagen viele Unternehmen. Aber Ikea wird es geglaubt.

Einen wesentlichen Anteil daran hat das Schweden-Bild von Ikea, das entsprechend gepflegt wird. Etwa mit Sprechern in der Werbung, die einen putzigen schwedischen Akzent haben. Und mit lustigen schwedischen Möbelnamen, die eine Kommode irgendwie menschlicher machen. Dabei hat Ikea mit Schweden nicht mehr viel zu tun. Das Image der Marke wird in den Niederlanden gepflegt, dort hat die Ikea-Zentrale ihren Sitz. Die Ikea-Gruppe gehört einer Stiftung in Lichtenstein. Ein kompliziertes Geflecht, mit vielen Stiftungen, Tochtergesellschaften und Holdings, das vor allem dem Zweck dient, Steuern zu sparen. "Wir halten uns an Standards und Gesetze. Wir mögen es aber nicht, doppelt Steuern zu zahlen oder mehr, als wir müssen", gibt Ohlsson zu. So hält es der Konzern auch mit den Gehältern. Gezahlt wird durchschnittlich: "Der wesentliche Ansporn bei Ikea ist niemals das Gehalt", so der Ikea-Chef. Klingt gar nicht nach Bullerbü.

An Bullerbü haben auch die Gefangenen in DDR-Gefängnissen wohl kaum gedacht, als sie in den 80er Jahren Ikea-Möbeln zusammenschraubten. Der Konzern hat dies in diesem Jahr zugegeben - heikel für das höchste Markengut von Ikea, die Glaubwürdigkeit. Noch funktioniert das Schwedenbild, das Bullerbü-Image bestrahlt die Marke Ikea - doch der Schatten des globalen Konzerns dahinter wird größer.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.