
RB Leipzig:
Warum ein Red Bull-Verein eine Jubel-Anleitung für Fans braucht
Durch konsequentes Sport-Sponsoring hat sich die Energydrink-Marke Red Bull ein unschlagbar cooles Image erarbeitet und ist ziemlich angesagt bei den Fans. In Leipzig ist das Ganze jetzt allerdings ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Dabei haben es die Fans nur gut gemeint....
Red Bull kann man ein ziemlich gutes Händchen für Sportmarketing bescheinigen. Durch das konsequente - und kostenintensive - Sport-Sponsoring hat sich die Energydrink-Marke ein unschlagbar cooles Image erarbeitet und ist ziemlich angesagt bei den Fans. In Leipzig ist das Ganze jetzt allerdings ein wenig aus dem Ruder gelaufen und sorgt laut "Bild" und "Welt" für Spott und Häme.
Die Marke sponsert den Drittliga-Verein RasenBallsport Leipzig (RB Leipzig). Red Bull hatte den Fußball-Verein vor vier Jahren in der fünften Liga übernommen und neu formen lassen, jetzt gilt er als heißer Anwärter für die zweite Liga. Nach 17 Spieltagen stehen die "Roten Bullen" in der Drittliga-Tabelle auf Platz zwei. Doch Kritikern gilt der sportlich so erfolgreiche Durchstarter als künstlich gepushter Retortenverein, dem das fehle, was Traditionsvereine zu bieten haben - Herz und Leidenschaft.
Eine Fankultur muss sich offenbar erst entwickeln. Denn obwohl beim jüngsten Heimspiel gegen Hansa Rostock von 23.000 Zuschauern im Stadion 17.000 Fans aus Leipzig waren, scheint es an der Stimmung noch ziemlich zu hapern. Das geben sogar die Fans auf Facebook zu, die "die grandiose Choreo" zu Beginn loben, dann aber mangelnden Fan-Einsatz während des Spiels beklagen, während die zahlenmäßig unterlegenen Hansa-Fans gemeinsam ordentlich Gas gaben.
Vor diesem Hintergrund ist eher zu verstehen, warum vor dem Spiel an die Leipziger Fans Flyer mit Anleitungen für Sprechchöre verteilt wurden, inklusive Anleitung für die Handbewegungen. Zu lesen war dort: "Aiiiiijaijaijai, Raaasenbaaalsport Leipziiig. Wir singen und springen auf jedem Fußballplatz: Ein SCHUSS! Ein TOR für Leipziiiiig." Oder auch: "Wir lieben unsr'e Heimat: FUSSBALLSTADT L.E.! Oleeeé, Olé, Olé."
Der Zettel sorgt nun für reichlich Häme im Web. Vom "Leipziger Knabenchor" ist unter dem "Bild"-Artikel die Rede, einer schreibt: "So sieht die Industrie-Fankultur aus. Pflegeleicht wie Plastikblümchen". Auf Facebook ätzt einer: "Support kann man sich nicht kaufen". Auch der Sponsor bekommt viel Spott ab. Denn die Kommentatoren wundern - und amüsieren - sich besonders über eine sponsorkonforme Hymne der Leipziger. Und die geht so: "Red Bull mit Cola, Red Bull mit Wodka, Red Bull für uns und ganz Europa. Wir sind die ROTEN. Wir sind die WEISSEN. Wir sind diejenigen die RASENBALLSPORT heißen". So klingt das Ganze:
Die Vermutung, Red Bull lasse über seine Limonade singen, weist ein Klubsprecher gegenüber "Bild" entschieden zurück: "Das ist kein Marketing. Zu 100 Prozent - nein". Gedichtet und getextet wurde der Gesang von Leipziger Fans, die auch gerne Plakate in die Höhe halten, die ein rotes Schwein mit Red-Bull-Logo und Flügeln zeigen. Auch mit der Jubel-Anleitung habe Red Bull nichts zu tun. Die Flyer sponserte demnach ein privater Unternehmer. Es handele sich um eine Initiative von RB-Leipzig-Fans, "die nichts weiter anstrebt, als willigen RB-Neu-Supportern eine textliche Unterstützung zu bieten", heißt es auf deren Community-Seite. Dort beschweren sich die Fans über den "Bild"-Artikel, der ihre Idee "über die Grenzen Leipzigs hinaus lächerlich" mache. Den "Red Bull"-Gesang verteidigen sie als "individuell und selbstironisch". Und sie versichern, "dass die Liebe zu Leipzig eine größere Rolle einnimmt als die Präsentation von 'Red Bull' durch die Fans."