N24 selbst behält sein Programmschema weitgehend bei. Der Sender werde sich stärker auf Politikberichterstattung ausrichten und bis zum 4. Quartal 2011 ein eigenes deutsches Videojournalisten-Netzwerk mit 13 neuen Stellen aufbauen, heißt es. Ein Teil der N24-Magazine, die bisher auf der Basis von Zulieferungen aus der ProSiebenSat.1-Gruppe entstanden, wird sukzessive durch Dokumentationen und Reportagen ersetzt. Pro Jahr wird N24 rund 50 neue Reportagen in Auftrag geben, die einen neuen Schwerpunkt im Programm bilden. Geplant ist auch ein neues wöchentliches Sat.1-Magazin, das Anfang 2011 auf Sendung gehen soll.

Laut Rossmann steht N24 künftig in etwa die Hälfte des Budgets zur Verfügung, das ProSiebenSat.1 bisher für Nachrichten ausgegeben hat. Insgesamt beläuft sich die Kriegskasse für N24 selbst und die Nachrichtenzulieferung für die TV-AG auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Der Sender soll nun so ausgerichtet werden, dass der Sender ab 2012 im Plus betrieben werden kann. Aus der Vermarktung unter dem Dach des ProSiebenSat.1-Vermarkters SevenOne Media wird N24 zum Jahresende ausscheren. Ein neuer Vermarkter wird gesucht, Gespräche würden laut Rossmann geführt. Die Vorgaben an den neuen Vermarkter: Die Werbeeinahmen sollen mehr als 20 Millionen Euro ausmachen.

"Meine Aufgabe wird es vor allem sein, mich um zusätzliche Aufträge für neue Reportagen und Dokumentationen zu kümmern“, erklärte Aust. Der 63-jährige Journalist und Gründer von "Spiegel TV“ hat zuletzt ein neues Nachrichtenmagazin unter dem Arbeitstitel "Woche“ auf den Markt bringen wollen. Sowohl Springer als auch die WAZ-Gruppe, die als Partner dafür im Gespräch waren, zogen sich aus dem Projekt zurück. Aust sagt nun: Er kann sich vorstellen, dass er das Angebot als eine Mischung aus Internet und TV in das Konstrukt N24 einbringen könnte - soweit es die zuletzt mit der WAZ geschlossenen Verträge zulassen. Der Vertrag hat laut Aust vorgesehen, wenn aus dem Vorhaben nichts werde, dass die Rechte an den Blattmacher und neuen N24-Miteigner zurückfallen. In welcher Form die "Woche" nun realisiert werden könnte, hängt laut Aust von möglichen neuen Partnern ab. Es könnte auch ein reines Internet-Angebot werden, deutet Aust an.

Die AG wird der Verkauf einiges kosten; im Zusammenhang mit dem Ausscheiden von N24 aus dem Konzernverbund entstünden für die ProSiebenSat.1 Group Kosten in Höhe von bis zu 41 Millionen Euro. Daneben würden Abschreibungen auf Anlagegüter in Höhe von voraussichtlich bis zu zwölf Millionen Euro anfallen. Diese Effekte würden als Einmalaufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung für das zweite Quartal 2010 erfasst. "Insgesamt rechnet die ProSiebenSat.1 Group in Zusammenhang mit der Transaktion jedoch mit einer Verbesserung des bereinigten Ebitda ab 2011 in einer jährlichen Größenordnung von mehr als 25 Millionen Euro", teilt die AG mit. Nach Vollzug der Transaktion werde sich der Verkauf entsprechend zeitanteilig bereits 2010 positiv auf das recurring Ebitda des ProSiebenSat.1-Konzerns auswirken. Mit dem Nachrichtengeschäft hat die AG bisher nach Angaben von CEO Thomas Ebeling jährlich 50 Millionen Euro verloren.

Damit haben Bieter wie der russische Unternehmer Dimitri Lesniewski, Spiegel TV oder auch ddp das Nachsehen. Sie haben um N24 mitgeboten. Dass Ebeling und seinem Team aus einem breiten Spektrum an Interessenten und fünf Partnern, mit denen vertieft verhandelt worden ist, den MBO unter Rossmanns Führung gewählt hat, begründet der CEO mit wenigen Worten: "Dieses Team hat die beste Lösung präsentiert." Für den Konzern seien fünf Kriterien entscheidend gewesen: die Wirtschaftlichkeit, die politische Akzeptanz, das Wohl der Mitarbeiter, die Nachhaltigkeit des Angebots und die Qualität.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.