Berlin ist bis heute auch Hauptstadt der Litfaßsäulen: Allein dort gibt es nach Angaben des Werbevermarkters Draussenwerber mehr als 3000 Litfaßsäulen. Besonders an gefragten Plätzen wie dem Alexanderplatz oder dem Hackeschen Markt sind die Werbeflächen gut gebucht. ”Die Litfaßsäulen sind effizient und haben eine hohe Reichweite“, sagt Geschäftsführer Marc Bieling, der dem ”Reklamekönig“ Ernst Litfaß auch aus heutiger Sicht eine herausragende Idee bescheinigt. Der Platz für aufgeklebte Plakate koste zum Teil weniger als einen Euro pro Tag - und sei somit auch für kleinere Kulturbetriebe interessant.

Aber auch große Firmen setzen nach Angaben des Fachverbandes Aussenwerbung als Teil großer Werbekampagnen auf die Säulen - wählen dafür aber auch gerne die neuen Versionen mit Verglasung, Beleuchtung und digitalen Werbefenstern. Die gute alte Litfaßsäule bleibt hingegen eine Handarbeit: Mehr als 150 Schichten werden übereinander geklebt, bevor sie abspecken muss: Alle paar Jahre rücken die Plakatkleber ihr mit der Motorsäge zu Leibe und erleichtern sie um ihr Hüftgold, das sie im Laufe der Zeit angesetzt hat: Die Schwarte, wie die Schicht in der Werbebranche ganz schnörkellos heißt. In Nürnberg halten Litfaßsäulen seit neuestem auch noch für andere Zwecke her: Im November nahm die Stadt die erste Litfaßsäulen-Toilette Bayerns in Betrieb: draußen Werbung, drinnen ein Klo.

Übrigens: Den Namen ihres Erfinders trägt die Reklamesäule noch immer in alter Schreibweise. Denn da es sich um einen Eigennamen handelt, schreibt sich die Litfaßsäule laut Duden auch nach der Rechtschreibreform noch immer mit „ß“.