1000 Gäste oder sogar mehr "corona-konform" zu bewirten, sei dabei durchaus möglich. "Viele der LECA-Mitglieder verfügen über ausreichend große Locations", erklärte Broich. Dazu gebe es zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen wie etwa eine Sitzplatzverfolgung, Desinfektionsmaßnahmen und Tanzverbote. "Was uns Caterern Angst macht, ist die Verunsicherung unserer Gäste durch die Politik", sagte Broich. Es müsse mehr Ruhe und Sachlichkeit in die Diskussion um steigenden Infektionszahlen kommen. Panikmache sei verfehlt.

Diese Einschätzung teilt auch die Agentur Hirschfeld aus Erfurt, die sich auf die Vermittlung von Firmenevents wie Weihnachtsfeiern spezialisiert hat. "Viele Firmen trauen sich in der aktuellen Lage einfach nicht zu buchen", sagte Geschäftsführer Nils Hirschfeld. Die ungewisse Entwicklung der Pandemie halte viele Unternehmen zurück. Außerdem sei die Sorge zu spüren, eine Weihnachtsfeier könnte sich zu einem möglichen Corona-Hotspot entwickeln. "Dieses Risiko wollen viele Arbeitgeber, viele Mittelständler mit 200 Beschäftigten und mehr nicht eingehen", sagte Hirschfeld.

Verglichen mit dem Vorjahr seien bislang lediglich 40 Prozent der Anfragen für Weihnachtsevents bei der Agentur eingegangen. Nur ein Bruchteil der Firmen, meist eher kleinere Betriebe mit 15 bis 20 Beschäftigten, buche dann auch ein Event.

Nachgefragt würden etwa mobile Outdoor-Weihnachtsmärkte, die auf den Firmengeländen aufgebaut werden und für die die Veranstalter eigene Hygienekonzepte entwickelten. "Da ist dann ausreichend Platz zwischen den Buden und die Menschen kommen sich etwa beim Glühweintrinken nicht zu nah", erklärte Hirschfeld. Darüber hinaus seien von Anbietern zuletzt auch Konzepte für Online-Feiern erarbeitet worden. Mitarbeiter träfen sich dabei vor dem Bildschirm, etwa um online gemeinsam Escape-Games zu spielen oder Plätzchen zu backen.

Aus Sicht von Hirschfeld ist dies nur ein Behelf - nicht alles könne online gelöst werden. "Viele Firmen schärfen gerade auch ihr Bewusstsein dafür, wie wichtig persönliche Begegnungen sind."

Darauf setzt auch Mittelstandspräsident Mario Ohoven: "Gerade nach den corona-bedingten Einschränkungen, beispielsweise durch Homeoffice, ist es wichtig, das Wir-Gefühl im Betrieb wieder zu stärken. Das geht nicht digital", sagt Ohoven. Der Präsident des Mittelstandsverbands BVMW spricht sich daher für Weihnachtsfeiern aus. "Und wenn es im eigenen Betrieb nicht möglich ist, bleibt als bewährte Alternative die Weihnachtsfeier in einem Restaurant."

In welchem Ausmaß das Weihnachtsgeschäft im Hotel- und Gaststättengewerbe betroffen sein wird, ist nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga noch nicht absehbar. Wie sich das Geschäft entwickele, hänge etwa von den jeweiligen Corona-Auflagen in den Ländern und den geltenden Hygienekonzepten für Veranstaltungen ab, so der Verband. "Die Advents- und Weihnachtszeit gehört für viele Gastronomen und Hoteliers zu den wichtigsten Wochen des Jahres", sagt eine Dehoga-Sprecherin. Zu dem Geschäft gehören nicht nur Firmenweihnachtsfeiern, sondern auch Zusammenkünfte im privaten Bereich oder Weihnachtsessen mit der Familie in Restaurants.

Der Dehoga-Landesverband Hessen ging zuletzt von sinkenden Gästezahlen in der Winterzeit aus. Es gebe bereits Absagen von Weihnachtsfeiern von Firmen, sagte der Hauptgeschäftsführer Julius Wagner. In Mecklenburg-Vorpommern wurden laut Landesverband dagegen zuletzt Jahresendveranstaltungen gebucht.

Lennart Stock, dpa