
Webguerillas werben mit Guttenberg
Im aktuellen "Stern" wirbt Outdoor-Ausrüster Mammut mit Karl-Theodor zu Guttenberg als unfreiwilligem Testimonial. Die Münchner Agentur Webguerillas verantwortet die Kreation. W&V Online hat mit Agenturchef David Eicher über einen ungewöhnlichen Werbe-Job gesprochen.
Lange hat man auf die erste Guttenberg-Anzeige gewartet, jetzt ist sie da. Im aktuellen "Stern" wirbt Outdoor-Ausrüster Mammut mit dem Ex-Minister als unfreiwilligem Testimonial. Die Münchner Agentur Webguerillas verantwortet die Kreation. W&V Online hat mit Agenturchef David Eicher über einen ungewöhnlichen Werbe-Job gesprochen.
Herr Eicher, die Webguerillas haben ein Anzeigenmotiv mit Karl-Theodor zu Guttenberg kreiiert. Mit seiner Erlaubnis?
Die Idee kam von Mammut, der Feinschliff stammt von uns. Es bestand keine vorherige Absprache mit Herrn zu Guttenberg. Wir haben die Anzeige juristisch prüfen lassen. Bei ihm handelt es sich um eine Person der Zeitgeschichte, und man braucht keine Genehmigung, um das Bild abzudrucken. Zudem ist die Anzeige überhaupt nicht beleidigend oder rufschädigend. Das Motiv baut bloß darauf auf, dass Herr zu Guttenberg im letzten Jahr bei mehreren öffentlichen Auftritten seine Mammut-Jacke zur Schau getragen hatte. Die Anzeige wurde so geplant, dass er selbst darüber schmunzeln kann.
Wie sind die ersten Reaktionen auf das Motiv?
Durchmischt. Viele halten das Motiv für originell und haben ihren Spass daran. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die eine Werbeaktion mit einer derart umstrittenen Persönlichkeit für gewagt halten.
Geht es Ihnen eigentlich mehr um die Provokation oder um die zahlreichen Guttenberg-Fans im Lande?
Es geht uns darum, auf das aktuelle Geschehen zu reagieren und es mit einem Augenzwinkern aufzugreifen. Dabei wollen wir die Betrachter vor allem zum Schmunzeln bringen. Im Idealfall gelingt das unabhängig davon, ob es sich beim Leser um einen Fan, Kritiker oder zu Guttenberg selbst handelt.
Die Marke Guttenberg ist ja nicht bei allen Deutschen positiv besetzt. Könnte das für Mammut ein Problem werden?
Wie sagte schon Franz Josef Strauß: "Everybody's Darling ist Everybody's Depp". Insofern strahlt der charismatische Herr zu Guttenberg, auch wenn er polarisiert, sicher positiv auf die Marke Mammut ab. Herr zu Guttenberg war schon öfter mit einer Mammut-Jacke in den Medien, somit bestand dieser Zusammenhang ohnehin schon. Es besteht aber keine offizielle Sponsoring-Zusammenarbeit zwischen Mammut und zu Guttenberg.
Eigentlich hätte man ja mehr Guttenberg-Motive in der Werbung erwartet. Zum Beispiel von Sixt. Traut sich außer Ihnen niemand?
Im Falle der Mammut-Anzeige musste ja kein Zusammenhang konstruiert werden. Im Gegenteil: Durch das freiwillige Tragen der Original Mammut-Jacke wurde eine wirklich gute Vorlage geliefert. Aber Sie haben natürlich Recht: Den Mut, so ein Motiv zu schalten, muss man auch erst einmal haben. (fs/fz)