
Serie:
Werber in der Walachei: Columbus Interactive in Ravensburg
Ein Werberleben abseits von Hamburg, Düsseldorf oder München? Geht das überhaupt? Klar doch. Agenturen in der Provinz können durchaus attraktive Arbeitgeber sein. Wie das geht, erklärt Wolfgang Wagner, Geschäftsführer der Digitalagentur Columbus Interactive aus Ravensburg.
Für viele Kreative ist ein Job außerhalb der klassischen Werbemetropolen undenkbar. Dabei können Agenturen in der Provinz durchaus attraktive Arbeitgeber sein. Wie das geht? W&V Online befragt in in regelmäßigen Abständen Agenturchefs. Heute: Wolfgang Wagner, Geschäftsführer der Digitalagentur Columbus Interactive aus Ravensburg. Die 20 Mitarbeiter betreuen u.a. Draenert, Geberit, die Messe Friedrichshafen, Vaude, das Versandhaus Walz, Wüstenrot Bausparkasse sowie Zapf Creation. Außerdem fördert die Agentur junge Künstler. Der Online-Fragebogen:
Wie erklären Sie einem Bewerber, wo Ravensburg liegt?
Die Überraschung ist groß, wenn jemand feststellt, dass Ravensburg nicht nur ein weißer Schriftzug auf einem blauen Dreieck ist. Nein, sehr häufig bestehen Anknüpfungspunkte, da Ravensburg sowohl ein beliebtes Ausflugsziel für Bodensee-Touristen aufgrund seiner Geschichte und des komplett erhaltenen historischen Stadtkerns ist aber auch als prosperierender Wirtschaftsstandort wahrgenommen wird. So ist man hier Teil eines kulturell vielfältigen und wirtschaftlich starken Gesamtgefüges.
Ist Ravensburg für Sie und Ihr Team eigentlich inspirierend? Wenn ja: Warum?
Ravensburg ist eines der Epizentren für das allseits bekannte Rollenmodell des schwäbischen Tüftlers. Unglaublich, wie viele Innovationen hier entstanden sind und Bedeutung erlangten haben. Auch im kulturellen, egal ob bildende und darstellende Kunst, sowie im architektonischen Bereich, wird einiges geboten. Natürlich bieten sowohl die nahen Berge und der Bodensee eine vielfältige Sport- und Freizeitgestaltung. Dieses vorhandene Set beeinflusst uns sicherlich in unserem operativen Handeln und schafft den Anreiz, sich ständig weiterzuentwickeln.
Haben Sie im Team Mitarbeiter, die sich bewusst für Sie und gegen eines der großen Dickschiffe entschieden haben?
Bestes Beispiel ist unser Art Direktor Mario Dold, der jahrelang für eine der größten Digital Agenturen Deutschlands gearbeitet hat, aber mit unserer Region verwurzelt ist. Der See lässt einen nie los, so dass viele, nachdem sie die Welt erkundeten, wieder zurückkehren. Für ihn war am Anfang die Überraschung groß, dass es eine regionale Agentur gibt, die seine Ziele und Ansprüche teilt und gleichzeitig international agierende Kunden betreut. Mario stellt dabei keinen Einzelfall; wir haben schon des Öfteren vom Wunsch des Zurückkehren-wollens profitiert.
Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern, um sie nach Ravensburg zu locken?
Die Region spricht mit ihrem kulturellem Leben, ihren sportlichen Möglichkeiten und der hohen Lebensqualität für sich - wer kann schon von sich behaupten, dass er in einer Urlaubsregion arbeitet. Darüber hinaus ist es der perfekte Ort zur Familiengründung, da das Angebot an Kitaplätzen gut ist und die Schulen, soweit ich dies als Vater zweier Töchter beurteilen kann, einen hohen Standard besitzen.
Des Weiteren finden es viele spannend, in Schlagdistanz zu den Ballungsräumen Zürich, München und Stuttgart zu leben. Ausflüge sind schnell realisiert.
Auf die Organisation bezogen, merken unsere Bewerber schnell, dass wir ein spannendes und inspirierendes Umfeld bieten; auch deshalb, weil wir schon seit längerer Zeit junge Künstlerinnen und Künstler mit einem eigenen Förderpreis unterstützen. Dadurch entstehen Kontakte und Denkanstöße, die uns in unserem kreativen Handeln positiv beeinflussen.
Wie hoch ist die Fluktuation bei Ihnen?
Natürlich können wir nicht jede Mitarbeiterin/ jeden Mitarbeiter halten. Hin und wieder zieht es den ein oder anderen, der seinen beruflichen Werdegang bei uns begonnen hat und aus der Region stammt, nach einiger Zeit in die großen Städte. Diesem Wunsch können und wollen wir nicht im Weg stehen. Interessant ist, dass der Kontakt nie abbricht, so dass, wenn die Sehnsucht nach dem See und den Bergen größer wird, viele wieder zu uns zurückkehren. Für uns ist dies eigentlich ein positiver Effekt, da wir von den gesammelten Erfahrungen profitieren.
Haben Sie denn selber schon mal Fernweh gehabt und über einen Umzug in eine der Werbemetropolen nachgedacht?
Sowohl für mich persönlich als auch für das Unternehmen habe ich über einen Umzug nachgedacht und somit dem Ruf der Großstadt zu folgen. Ich habe dies für mich immer wieder verneint, da die Region von einer Dynamik getrieben ist, die mich mitreißt. Wir haben so viele spannende Unternehmen, die froh sind, dass Sie für den Bereich des digitalen Marketings in uns einen Ansprechpartner gefunden haben, der eben nicht eine Tagesreise entfernt sitzt, sondern mit dem man sich unkompliziert treffen und besprechen kann. Klingt seltsam, aber auch in der digitalen Welt scheint das Schlagwort „lokal“ eine Rolle zu spielen. Entscheidend ist, dass wir uns immer wieder neu erfinden und Mehrwerte für unsere Kunden produzieren.
Wie sieht's bei Ihnen eigentlich aus?
2004 sind wir in die von außen unscheinbaren Räumlichkeiten einer regionalen Tageszeitung gezogen. Nachdem die Druckhalle umgebaut wurde, kann diese nun für Veranstaltungen, Konferenzen und Ausstellungen genutzt werden. Die Büro- bzw. Redaktionstrakte wurden entkernt und neue, innovative Arbeitslandschaften geschaffen. Die Kommunikationswege sind deshalb kurz; es wurde aber auch darauf geachtet, dass ausreichend Rückzugmöglichkeiten und Ruhebereiche vorhanden sind, so dass genügend Raum für kreatives Arbeiten vorhanden ist. Dies wird durch Kunst, die überall steht und hängt noch verstärkt.