Serie:
Werber in der Walachei: Westpress aus Hamm
Für viele Kreative ist ein Job außerhalb der Werbemetropolen undenkbar. Dabei können auch Agenturen in der Provinz attraktive Arbeitgeber sein. Wie das geht, verrät Christian Hagedorn, der Geschäftsführer von Westpress in Hamm.
Für viele Kreative ist ein Job außerhalb der klassischen Werbemetropolen undenkbar. Dabei können Agenturen in der Provinz durchaus attraktive Arbeitgeber sein. Wie das geht? W&V Online befragt in in regelmäßigen Abständen Agenturchefs. Heute: Christian Hagedorn, Geschäftsführer der Agentur Westpress aus Hamm. Der Online-Fragebogen.
Wie erklären Sie einem Bewerber, wo Hamm liegt?
Hamm liegt genau an der Schnittstelle zwischen Ruhrgebiet, Sauerland und Münsterland – ist also gewissermaßen das Tor zu allen drei Regionen in der Mitte der Republik.
Ist Hamm für Sie (und Ihr Team) eigentlich inspirierend? Wenn ja, warum?
Klar. Schon weil Hamm unsere Heimat ist. Nicht nur die der Firma, die 1953 hier gegründet wurde: Viele Mitarbeiter kommen aus Hamm oder Umgebung. Wir haben hier unsere Wurzeln und sind der Stadt und den Menschen fest verbunden. Darum engagieren wir uns auch und fördern zum Beispiel den Handball von den Kindergruppen bis zur 2. Bundesliga oder sponsern die Sporthalle, die Westpress-Arena. Und nicht zuletzt werden wir immer aktiv, wenn hier etwas los ist – etwa beim NRW-Tag, der 2009 in Hamm stattfand. Aus dieser Verwurzelung ziehen wir Kraft und Inspiration.
Haben Sie in Ihrem Team Mitarbeiter, die sich bewusst für Sie und gegen eines der großen Dickschiffe entschieden haben?
Ja, allerdings. Wir haben sogar ein Nordlicht aus Schleswig-Holstein und einen Hamburger hier bei uns. Ich persönlich freue mich, wenn junge kreative Köpfe sich auf etwas Neues einlassen und den angestammten Werbemetropolen den Rücken kehren: Stadtflucht statt Landflucht. Das ist für die Agentur ein großer Vorteil. Schließlich entsteht durch die Vielfalt unterschiedlicher Typen ein intensiver Austausch, der uns alle weiter bringt.
Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern, um sie nach Hamm zu locken?
Wir locken eigentlich gar nicht, die Kolleginnen und Kollegen kommen einfach. Zum einen weil Personalmarketing ein spannendes Thema ist, das sich seit einigen Jahren dynamisch weiterentwickelt. Zum anderen auch weil sie bei Westpress die Vorteile eines Familienbetriebs finden: flache Hierarchie, Teamorientierung und Zusammenhalt in guten und schlechten Zeiten. Und wir haben einiges investiert, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen, das kreative Kräfte freisetzt. Doch sollten schöne Büros, ein Billard- oder Kickertisch oder Terrassen und Balkone als Entspannungsräume nicht die einzigen Anreize sein, die eine moderne Agentur zu bieten hat. Betriebliche Altersversorgung gehört auch dazu, sowie individuelle Förderung und Bildung.
Wie hoch ist die Fluktuation bei Ihnen?
Die ist sehr gering. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, eine Kollegin ist schon 40 Jahre dabei. Und wir haben eben auch viel Nachwuchs aus den eigenen Reihen, weil wir intensiv in Ausbildung investieren.
Haben Sie denn selber schon mal Fernweh gehabt und über einen Umzug in eine der Werbemetropolen nachgedacht?
Oh ja, Fernweh schon. Ich sage nur Hamburg, das Tor zur Welt. Aber wegziehen? Wie soll eine Firma mit 140 Mitarbeitern umziehen? Und warum auch?
Wie sieht es bei Ihnen eigentlich aus?
Viel Glas, offene Türen und modernste Technik. Ich gebe zu, letzteres ist auch mein Steckenpferd. Bei dem Gebäude in der Kreativ-Allee, das wir 2011 eingeweiht haben, war wichtig, dass nicht nur Büros entstehen, sondern ein Raum, in dem sich alle wohlfühlen. Darum plätschert draußen ein Bach, es gibt viel Grün rund um unser Gebäude. Allerdings derzeit auch ein paar braune Stellen: Wir bauen gerade an, weil Westpress aus allen Nähten platzt.