
Telepolis-Beitrag:
Werbung in die Schranken weisen: Wolfgang Koschnicks Rundumschlag
Wolfgang J. Koschnick, Verfasser und Herausgeber vieler bekannter Nachschlagewerke zu den Themen Marketing, Media und Marktforschung, hat zu einem kräftigen Rundumschlag gegen die Werbeindustrie ausgeholt.
Wolfgang J. Koschnick, Verfasser und Herausgeber vieler bekannter Nachschlagewerke zu den Themen Marketing, Media und Marktforschung, scheint der aktuelle Zustand der Werbe- und Mediabranche nicht zu gefallen. Erst in diesem Jahr ist sein Buch "Der große Betrug - Die hartnäckigsten Lügen und Irrtümer über Werbung" (Tectum-Verlag) erschienen. Jetzt holt er in einem tirade-artigen Gastbeitrag auf Heise Online/Telepolis zu einem Rundumschlag gegen die gesamte Werbeindustrie aus. Dabei spricht er von einem tiefen Graben zwischen der Werbewirtschaft und den Konsumenten. Den Werbungtreibenden wirft er vor, die angeblich dramatisch gesunkene Akzeptanz von Werbung in der Bevölkerung zu ignorieren. "Die Werber erhöhen in tumber Ignoranz die Schlagzahl", schimpft er: "Noch mehr Werbung, noch mehr Werbedruck – nun auch an den entlegensten Plätzen und den stillsten Örtchen: Selbst die Klosetts sind vor der Aufdringlichkeit der Reklame und ihren Scheißhausparolen nicht mehr sicher. Doch was erreichen sie damit? Hohe Wirksamkeit ihrer Werbung? Mitnichten. Sie säen aufdringliche Reklame und ernten nackten Hass."
Koschnick rät Werbern und Mediaprofis, die stark regulierenden Eingriffe durch die Gesetze in immer mehr Ländern als Menetekel zu verstehen - und die Warnungen ernst zu nehmen. Dabei verweist er auf das bekannte Beispiel São Paulo, wo Out-of-Home-Werbung seit 2007 mehr oder weniger komplett verboten ist ("Zwei Drittel der Bewohner finden, dass ihre Stadt schöner geworden ist"). Und er verweist auf Schweden, wo jeder TV-Sender Spielfilme nur mit vorherigem Einverständnis des Regisseurs für einen Werbeblock unterbrechen darf. Koschnick: "Ansonsten verletzt er deren Urheberrecht und greift auf unzulässige Weise in die persönliche Beziehung der Filmschaffenden zu ihrem Werk ein." Die Begründung: Die Unterbrechung eines Spielfilms breche das ganzheitliche Erlebnis eines Films auf, und die Zuschauer liefen Gefahr, den Faden der Erzählung zu verlieren.
Auch wie und ob Werbung überhaupt wirkt, bezweifelt Koschnick: "Ob Werbung einen Einfluss auf das Kaufverhalten hat, ist überhaupt nicht sicher."
Um das Thema Wirkungsnachweis geht es auch in der aktuellen W&V-Ausgabe (Nr. 47/2013 v. 18.11., Titel: "Was wirklich wirkt"). Hier geht's zum Probe-Abo.