
100 Jahre:
Wie BMW die "Freude am Fahren" in die Zukunft retten will
Mit dem Konzeptfahrzeug BMW Vision Next 100 präsentiert der Autohersteller seine Vision der Zukunft: Einen intelligenten, autonomen, mitfühlenden Roboter auf Rädern. Nur: Wo bleibt da die "Freude am Fahren" - das Markenversprechen von BMW? Dies ist die Lösung des Konzerns:
So also stellt sich BMW die Zukunft des Automobils und der Mobilität vor: Auto und Fahrer gehen eine emotionale Bindung ein, das Digitale und das Analoge verschmelzen. Die Enthüllung des Konzeptfahrzeugs BMW Vision Next 100 war der Höhepunkt der großen Geburtstagsshow am Montag in München. Zu seinem 100. Geburtstag schaute der Autohersteller dabei weit in die Zukunft.
Gleich "the next 100 Years" nimmt sich BMW dabei vor, so lautet das Leitmotiv im Jubiläumsjahr. Da niemand diese große Zeitspanne vorhersagen kann, setzt sich die Marke einen realistischeren Rahmen und wagt Prognosen für Veränderungen in den nächsten zehn bis 30 Jahren. Basis sind Prognosen und Studien unterschiedlicher Quellen, Meinungen von Zukunftsforschern und eigene Erhebungen.
Mobilität in der Stadt
Der Konzern geht davon aus, dass die Mobilität in Zukunft immer vielfältiger wird - der Boom von Carsharing oder Bikesharing weist bereits in diese Richtung. Ballungsräume werden weiter stark wachsen: Experten schätzen, dass 2050 in Europa mehr als 75 Prozent, in den USA fast 90 Prozent aller Menschen in Städten leben werden. Bei diesem Wandel möchte BMW mitreden, seit Juli 2015 arbeitet das Kompetenzzentrum Urbane Mobilität der BMW Group gemeinsam mit Städten und Interessensgruppen an entsprechenden Zukunftskonzepten. Eine Erkenntnis: Individuelle Mobilität bleibe ein "Grundbedürfnis der Menschen". Sie wollen in jeder Situation das passende Angebot und dabei möglichst effizient und bequem von A nach B gelangen. Dafür muss man in Zukunft nicht unbedingt in einem Auto sitzen. Eine Chance und Herausforderung für vernetzte Konzepte: Autohersteller müssen über den eigenen Tellerrand blicken und zum Mobilitäts-Dienstleister werden, so die Überzeugung von BMW und anderen Autoherstellern.
Freude am Fahren
Die Digitalisierung treibt alles voran: "Die Automobilindustrie wird sich im nächsten Jahrzehnt stärker verändern als in den letzten 30 Jahren", sagt BMW voraus. Die Mehrheit der Autos werde künftig komplett autonom fahren. Nur: Wo bleibt da die "Freude am Fahren" - das Markenversprechen von BMW? Wie lässt sich ein emotionales Erlebnis schaffen, wenn die Technik dem Menschen alles abnimmt? Deshalb soll die Fahrfreude auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen, mit einer engeren Bindung des Fahrers an sein Auto. Die Vision: Der BMW Vision Next 100 wird zum "intelligenten Begleiter" und ist komplett auf den Fahrer ausgerichtet. Natürlich fährt auch dieses Modell autonom - aber nur auf Wunsch des Fahrers. Der kann auch selbst zum futuristischen Steuer greifen, wenn ihm danach ist. Oder er kann sich für die Entlastung entscheiden und die "Fahrfreude" als Beifahrer genießen. Der Mensch soll im Mittelpunkt bleiben, unterstützt von der "digitalen Intelligenz" seines Gefährtes wird er zum "Ultimate Driver" - so die Vision von BMW. Und der Wagen wird zum "Roboter auf Rädern".
Künstliche Intelligenz
Das Auto der Zukunft ist natürlich vollgepackt mit allerlei Sicherheitstechnik, soll vollständig vernetzt sein und intuitiver mit dem Fahrer interagieren - BMW erwartet, dass sich die lernfähige künstliche Intelligenz rasant weiter entwickelt. Neue Materialen und 4D-Druck könnten in der Zukunft auch in der Produktion neue, ungeahnte Möglichkeiten schaffen. Das macht sich auch beim Design des Innenraums bemerkbar. Dieser verändert sich, je nachdem, ob der Fahrer im "Boost Modus" selber fährt oder sich im "Ease Modus" zurücklehnt und gemütlich fahren lässt. Das lässt sich auch außen erkennen, wenn sich die typischen BMW-Nieren verändern und durch Licht den jeweiligen Fahrmodus anzeigen.
Das Analoge verschmilzt mit dem Digitalen
Besonders schick im Sci-Fi-Auto: Die "Alive Geometry", bestehend aus 800 beweglichen Dreiecken, eingelassen in die Instrumententafel und in Teile der Seitenverkleidung. Sie kommunizieren wie ein Vogelschwarm durch Bewegung direkt mit dem Fahrer. Dieser könne so selbst kleinste Regungen im Randbereich seines Sichtfelds wahrnehmen. Vor dem realen Ereignis - zum Beispiel einem Radfahrer - gibt es dann ein intuitives, einfach verständliches Signal. Das Analoge verschmilzt mit dem Digitalen. Auch außen kommt die "Alive Geometry" zum Einsatz, um die Aerodynamik zu verbessern: Die Karosserie bedeckt die Räder, wobei sie sich beim Lenken an die Radbewegungen wie eine dehnbare Haut anpasst. Noch Zukunftsmusik, doch BMW geht davon aus, dass es in Zukunft frei formbare LEDs und Displays geben wird. So wird auch die Autoscheibe der Zukunft eher ein Bildschirm sein, der komplett bespielt wird. Auch interessant: Der "Companion" - ein intelligenter und lernfähiger digitaler Begleiter, der die Verbindung zwischen Auto und Fahrer schafft. Eine kleine Skulptur in Form eines großen geschliffenen Edelsteins symbolisiert den Companion und sitzt zentral unter der Frontscheibe auf der Instrumententafel.
Luxus pur und sehr sichtbar. Und Fahrfreude für den, der es sich in Zukunft leisten kann.