Diese penetrante Teaser-Strategie hat jedoch auch einige Risiken. Durch die ständige Berichterstattung werden hohe Erwartungen geweckt, die leicht enttäuscht werden können. Außerdem warten viele Interessenten mit einem Kauf eines Gerätes, sobald die ersten Spekulationen über einen Nachfolger auftauchen. „Zunächst ist die Gerüchteküche immer etwas Positives: Es wird über Innovationen spekuliert – wir als Hersteller bleiben im Gespräch. Gleiches kennt man aus der Automobilindustrie: Sobald etwas über neue Produkte bekannt wird, entwickeln die Kunden Erwartungen. Vorfreude auf einen Kauf ist ein wichtiger Aspekt. Natürlich gibt es Kunden, die nach den ersten Gerüchten auf das neueste Gerät warten. Aber nicht für jeden muss es das aktuellste Smartphone im neuesten Design sein“, sagt jedoch Mario Winter, Leiter Marketing Telecom Division bei Samsung in Deutschland.

Die viele Aufmerksamkeit, die dem Galaxy S4 zugedacht wird, kommt bei Apple offensichtlich nicht gut an. Ausgerechnet in der US-Tageszeitung "Wall Street Journal", die normalerweise als Kanal für von Apple gestreute Infos gilt, stänkerte Apples Marketing-Chef Phil Schiller kurz vor der Samsung-Präsentation schon mal über den Konkurrenten. Das iPhone biete ein besseres Nutzungserlebnis als Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android, verkündete er. Das unterstrich er mit hauseigenen Erhebungen: Im vierten Quartal seien viermal mehr Android-Nutzer zum iPhone gewechselt als umgekehrt, sagte Schiller. Die Handys mit dem Google-Betriebssystem würden oft als "Gratis-Ersatz" für einfache Mobiltelefone verteilt, erklärte er. In diesen Tagen gingen außerdem weitere, neue TV-Spots für das Apple-Handy in den USA raus - sicher kein Zufall.

Das Android-System ist inzwischen Marktführer. Zuletzt lief es auf rund 70 Prozent der Smartphones. Apples iOS kommt nur noch auf ein Fünftel des Marktes. Gerade Samsung hat vom Android-Boom stark profitiert: Rund jedes dritte dieser Smartphones stammt von den Südkoreanern. Die hochpreisigen Mobiltelefone haben für Samsung inzwischen eine hohe Bedeutung. Mitte Januar verriet der Konzern, die S-Serie hätten nun die 100 Millionen Stück-Marke geknackt. Vom jüngsten Modell, dem S3, wurden innerhalb von fünf Monaten 30 Millionen an den Mann gebracht. Jedoch verkaufte sich das iPhone in der Oberklasse bisher besser als die S-Serie.

Dass sich Apple-Marketer Schiller zu solchen Aussagen herablässt, hat noch einen anderen Grund: Auch in Sachen Tablets droht seinem Unternehmen aus Korea heftige Konkurrenz. Laut der Marktforschungs-Firma IDC werden in diesem Jahr rund 190 Millionen dieser Geräte weltweit verkauft, ein Plus von zehn Prozent. Die Experten rechnen, dass 2013 das Jahr der Machtablösung von Apple ist: Das Google-Betriebssystem Android soll bei den Verkäufen erstmals das iPad überrunden. Bei Android-Tablets rechnet IDC mit einem Spitzen-Marktanteil von 48,8 Prozent, während das iPad von 51 auf 46 Prozent abrutschen werde.


Autor: Ulrike App

ist bei W&V Online für Digitalthemen zuständig. Und das hat nicht nur mit ihrem Nachnamen zu tun, sondern auch mit ihrer Leidenschaft für Gadgets und Social Media. Sie absolvierte vor ihrer Print-Zeit im Marketing-Ressort der W&V die Berliner Journalisten-Schule und arbeitete als freie Journalistin.