
Galaxy S4:
Wie Samsungs Galaxy S4 Apple in Bedrängnis bringt
Samsung betreibt eine aufwändige Teaser-Kampagne für das neue Galaxy S4, während Apples Marketing-Chef schon einmal gegen die Konkurrenz stänkert. Wie der Produktlaunch die Nervosität bei Apple steigert, analysiert W&V-Redakteurin Ulrike App.
Kurz vor Samsungs großangekündigtem Launch-Event läuft die Medienberichterstattung heiß: „Galaxy S4 tritt gegen iPhone 5 an“, textet etwa Bild.de. Das neueste Vorzeigemodell der Koreaner wird am Donnerstagabend New Yorker Zeit - ab Mitternacht in Deutschland – vorgestellt. Diverse deutsche Medien und Blogs bieten Live-Ticker aus der Radio City Music Hall in New York an, Partner Deutsche Telekom überträgt den Live-Stream. Samsung und sein neuestes Vorzeigemodell Galaxy S4 dominieren somit in diesen Tagen die Gadget-Gerüchteküche unangefochten - das ist normalerweise vor allem dem Rivalen Apple vorbehalten. Einiges haben sich die Koreaner dabei vom Unternehmen aus Cupertino abgeschaut, manches macht Samsung aber auch anders: So gönnen sich die Asiaten aufwändig produzierte Teaser-Spots, gestreut über Youtube & Co.
Das Budget von Samsung für das reine Werbe-Vorgeplänkel dürfte das von Apple um einiges übertreffen. Den New Yorker Times Square haben die Koreaner mit mehreren Riesen-Plakaten zugekleistert, ebenso am Londoner Picadilly Circus und in Hongkong ist der Spruch „Be Ready 4 the next galaxy“ zu lesen. Damit nicht nur die Bewohner dieser Städte den Hype wahrnehmen, twittert Samsung Fotos der Werbemotive. Die Marketing-Manager haben sogar den wichtigsten Mobilfunk-Treff, den Mobile World Congress in Barcelona im Februar, nicht für die Präsentation des Galaxy S4 genutzt – um die Spannung aufrecht zu halten. Stattdessen ging schon am ersten Messetag via Twitter die Botschaft „Ready 4 the show?“ raus - die Bestätigung für den Termin 14. März.
Diese penetrante Teaser-Strategie hat jedoch auch einige Risiken. Durch die ständige Berichterstattung werden hohe Erwartungen geweckt, die leicht enttäuscht werden können. Außerdem warten viele Interessenten mit einem Kauf eines Gerätes, sobald die ersten Spekulationen über einen Nachfolger auftauchen. „Zunächst ist die Gerüchteküche immer etwas Positives: Es wird über Innovationen spekuliert – wir als Hersteller bleiben im Gespräch. Gleiches kennt man aus der Automobilindustrie: Sobald etwas über neue Produkte bekannt wird, entwickeln die Kunden Erwartungen. Vorfreude auf einen Kauf ist ein wichtiger Aspekt. Natürlich gibt es Kunden, die nach den ersten Gerüchten auf das neueste Gerät warten. Aber nicht für jeden muss es das aktuellste Smartphone im neuesten Design sein“, sagt jedoch Mario Winter, Leiter Marketing Telecom Division bei Samsung in Deutschland.
Die viele Aufmerksamkeit, die dem Galaxy S4 zugedacht wird, kommt bei Apple offensichtlich nicht gut an. Ausgerechnet in der US-Tageszeitung "Wall Street Journal", die normalerweise als Kanal für von Apple gestreute Infos gilt, stänkerte Apples Marketing-Chef Phil Schiller kurz vor der Samsung-Präsentation schon mal über den Konkurrenten. Das iPhone biete ein besseres Nutzungserlebnis als Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android, verkündete er. Das unterstrich er mit hauseigenen Erhebungen: Im vierten Quartal seien viermal mehr Android-Nutzer zum iPhone gewechselt als umgekehrt, sagte Schiller. Die Handys mit dem Google-Betriebssystem würden oft als "Gratis-Ersatz" für einfache Mobiltelefone verteilt, erklärte er. In diesen Tagen gingen außerdem weitere, neue TV-Spots für das Apple-Handy in den USA raus - sicher kein Zufall.
Das Android-System ist inzwischen Marktführer. Zuletzt lief es auf rund 70 Prozent der Smartphones. Apples iOS kommt nur noch auf ein Fünftel des Marktes. Gerade Samsung hat vom Android-Boom stark profitiert: Rund jedes dritte dieser Smartphones stammt von den Südkoreanern. Die hochpreisigen Mobiltelefone haben für Samsung inzwischen eine hohe Bedeutung. Mitte Januar verriet der Konzern, die S-Serie hätten nun die 100 Millionen Stück-Marke geknackt. Vom jüngsten Modell, dem S3, wurden innerhalb von fünf Monaten 30 Millionen an den Mann gebracht. Jedoch verkaufte sich das iPhone in der Oberklasse bisher besser als die S-Serie.
Dass sich Apple-Marketer Schiller zu solchen Aussagen herablässt, hat noch einen anderen Grund: Auch in Sachen Tablets droht seinem Unternehmen aus Korea heftige Konkurrenz. Laut der Marktforschungs-Firma IDC werden in diesem Jahr rund 190 Millionen dieser Geräte weltweit verkauft, ein Plus von zehn Prozent. Die Experten rechnen, dass 2013 das Jahr der Machtablösung von Apple ist: Das Google-Betriebssystem Android soll bei den Verkäufen erstmals das iPad überrunden. Bei Android-Tablets rechnet IDC mit einem Spitzen-Marktanteil von 48,8 Prozent, während das iPad von 51 auf 46 Prozent abrutschen werde.