
Wie der Goldmann Verlag "Shades of Grey“ zum Mega-Erfolg machte
2,1 Millionen Bücher verkaufen sich nicht von allein: Neben aufwendigem PoS-Marketing setzte Goldmann vor allem auf das Internet als Werbekanal.
Seit einer Woche liegt der 2. Teil der „Shades of Grey“-Trilogie in den Buchläden aus – und von einem Abebben der Fan-Begeisterung keine Spur. Die Facebook-Seite zur deutschen Ausgabe quillt geradezu über vor Leserlob und angespannter Erwartung der Dinge, die da noch kommen mögen. 1,3 Millionen Exemplare wurden von dem ersten Band allein in Deutschland verkauft, 2,1 Millionen Bücher im deutschsprachigen Raum, insgesamt wurden bisher weltweit 30 Millionen Bücher der Trilogie abgesetzt. Die Zeitschriftenbranche greift den Trend bereits auf. Kurzum: Random House hat einen echten Coup gelandet, wie ihn der Buchmarkt nur alle paar Jahre erlebt, zuletzt etwa mit den „Twilight“-Romanen und der "Millenium"-Trilogie. Wie sehr sich ein einziger Hit dieser Größenordnung auf die Bilanz selbst eines Konzerns wie Bertelsmannn auswirkt, zeigen dessen letzte Halbjahresergebnisse: Dank der hohen Gewinne des „Shades of Grey“-Verlags Random House konnte der starke Gewinneinbruch der Zeitschriftentochter Gruner+Jahr kompensiert werden. Alles in allem bleibt Bertelsmann mit 731 Millionen Euro Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres.
Und abgeschöpft ist „Shades of Grey“ ja beileibe noch nicht. Eben hat der Goldmann Verlag, die Random House-Tochter, die den Bestseller in Deutschland herausgibt, eine Million Exemplare des zweiten Bandes drucken lassen. Und von der Druckauflage des ersten Bandes liegen auch noch einige hunderttausend Exemplare für Späteinsteiger auf Halde. Die Vermutung mag naheliegen, dass ein Buch, das derart von den Medien gehypt wird, sich ganz von allein verkauft. Darauf ankommen wollte es Goldmann aber natürlich nicht lassen und schürt kräftig die Werbetrommel.
Angefangen von der Neugestaltung des Covers, das mit seinen Blütenmotiven in Deutschland wesentlich farbenfroher daherkommt als bei den düster-schwermütig aufgemachten US-Ausgaben, bis zum eigenen Facebook-Auftritt für die Buchreihe, der es bisher auf 30.000 Fans brachte, zog der Verlag alle Register crossmedialer Vermarktung. Der Buchhandel wurde mit hochwertigen, aufmerksamkeitsstarken Dekofahnen ausgestattet, Anzeigen in Branchenblättern wie „Börsenblatt“ und „Buchreport“ aktivierten hohe Bestellungen. Ein eigener Blog versorgt die Fans mit Lese- und Hörproben, gibt Liefertermine bekannt und verweist auf Merchandising-Produkte wie ein Klassik-Album mit Musik aus den Büchern. Auf der beliebten User-Plattform Lovelybooks.de rief Goldmann eine „Leserunde“ aus , dazu schaltete der Verlag Banner auf Frauenportalen wie gofeminin.de, buchte Adwords-Kampagnen bei Google und produzierte einen Trailer. Und weil der Goldmann Verlag in München beheimatet ist, durfte eine fesche Ganzsäulenkampagne nicht fehlen: Die „Wiesn-Hits 2012“ weisen die Leser auf den „Skandal im Sperrbezirk“ hin, den in diesem Jahr keiner verpassen darf.