
Inhalte fürs Image:
Wie der History Channel mit Relevanz für Reichweite sorgt
Als spezialisierter Pay-TV-Kanal ist es nicht leicht, beim interessierten Publikum die nötige Aufmerksamkeit zu erlangen. History setzt dafür auf Zusatz-Content.

Foto: History/A+E Networks
Auf History zeigt der Medienkonzern A+E Networks Dokumentationen. Im Pay-TV. Auch gut gemachte deutsche Eigenproduktionen, die nicht nur für Hobbyhistoriker interessant sind, sondern auch klare Bezüge zur Lebenswirklichkeit der Zuschauer aufweisen und aktuelle Relevanz.
Diese Beziehung stellt History mit einem cleveren Kniff her: Zusatzinhalte, die vor allem im Social Web eingesetzt werden, sorgen für Aufmerksamkeit bei den potenziellen Zusehern - und bilden zugleich die Brücke zwischen den Sendeformaten und den dazugehörigen Werbekampagnen.
Dass das funktioniert, zeigen die aktuellen Reichweiten der Webvideos zu "Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte". Die dreiteilige Doku, die seit 26. November ausgestrahlt wird, begleitet Prominente wie Hannes Jaenicke, Ulrike Folkerts, Christian Berkel, Clemens Schick, Esther Schweins und Aglaia Szyszkowitz dabei, wie sie rund um die Welt der Frage nachgehen, wie die Menschen ihre kulturelle Identität erhalten können.
Am kommenden Sonntag wird zum Beispiel der Besuch von Ulrike Folkerts bei nordamerikansichen Indianern begleitet. Bezug? Aktuell erklärte US-Präsident Donald Trump, zwei Naturschutzgebiete in Utah drastisch zu verkleinern. Davon betroffen sind neben der Natur die Navajo-Indianer, die Ureinwohner der Gegend. Sie fürchten unter anderem um heilige Stätten. Der Weg von der Geschichts-Doku zu den aktuellen Nachrichten ist oft sehr sehr kurz. Unter anderem das betonen die Webvideos, um den Usern die Aktualität des damit eigentlich nur vordergründig historischen Doku-Themas näherzubringen.
Werbung plus Social Content
Beworben wird die Reihe unter anderem auf Infoscreens, mit Preroll-Ads und Google Ads sowie Trailern im Fernsehen. Aber natürlich nicht mit einem konsumgüterriesengleichen Mediabudget.
Zusätzliche Aufmerksamkeit kommt also über Youtube, die History-Webseite - und vor allem über Facebook. Hier verbreitet der Doku-Sender fleißig eigens produzierte Videos. Das sind neben Drohnenflügen am Drehort und Fakenvideos auch mehrere Interviews, in denen der Journalist, Historiker und Archäologe Sascha Priester Fragen rund um die Begriffe Kultur, Kulturerbe, Kulturerhalt und Kulturgefährdung beantwortet.
Das Ziel der Webvideos, sagt Marketingchef Sebastian Wilhelmi, sei neben positiven Effekten für Image und Aufmerksamkeit vor allem, die aktuelle Relevanz zu veranschaulichen, die die Themen der Doku haben.
Ein Beispiel dafür ist der History-Post zur ersten "Guardians"-Sendung: Aglaia Szyszkowitz reiste nach Sarajevo - praktisch zeitgleich zur Ausstrahlung wurde der ehemalige General Ratko Mladic nach über 500 Prozesstagen wegen Völkermordes und Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs zu lebenslanger Haft verurteilt. "Die aktuellen Nachrichten erlauben uns vielerlei Querverweise", sagt Wilhelmi.
3 Millionen Kontakte
Bisher wurden die Beiträge trotz oder gerade wegen des anspruchsvollen Inhalts sehr gut angenommen und das Facebook-Engagement zeigt, wie wenig gleichgültig – bei allen Unterschieden der Meinungen – die User dem Thema begegnen.
Das Interesse ist da: Sebastian Wilhelmi liegen die Zahlen seit Start der Kampagne samt Webvideos vor (ab etwa Mitte November). Mehr als 3 Millionen Kontakte verzeichnete der Content zu den "Guardians", 32.000 Interaktionen erreichten die Posts und Videos auf Facebook, etwa 700.000 Video-Views insgesamt innerhalb von gut drei Wochen.
Darauf ist Wilhelmi besonders stolz, weil "wir mit unserer lokalen Eigenproduktion offenbar das hiesige Publikum erreichen". Es sei gelungen, deutlich zu machen, dass "Hüter der Geschichte" die Menschen in ihrem Lebensumfeld abhole.
Der Marketingchef hat den direkten Vergleich, denn History und A+E erheben fortlaufend die Kennzahlen für ihre Digitalmaßnahmen. Selbst ein so glamouröses internationales TV-Ereignis wie die Serie "Roots" - keine Doku, aber auch keine reine Fiktion - im Frühjahr hat im Netz nicht so viel Aufmerksamkeit von den Zuschauern bekommen - alles zahlen liegen im Vergleich mit früheren Kampagnen "über dem Durchschnitt", so Wilhelmi.
Videos für die Lehre
Das exklusive Zusatzmaterial, das History zu "Guardians of Heritage - Hüter der Geschichte" produziert hat, wird außerdem ebenso wie die Doku zu Unterrichtszwecken für Lehrer und Schulen angeboten. Bereits zur Ausstrahlung der Dokumentation "Die Befreier" hat der Pay-TV-Kanal ein Lernportal eröffnet, das Lehrern Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Holocaust und die Beteiligung der Amerikaner an der Befreiung des KZ Dachau anbietet.