
Strategische Option:
Will Berlusconi ein größeres Stück vom ProSieben-Kuchen?
Noch liegt der Anteil des Medienunternehmens Mediaset, das zum Berlusconi-Imperium gehört, unter der Sperrminorität. Das könnte sich ändern. Damit wäre der Weg frei für eine größere Medienallianz.

Foto: ProSiebenSat.1
Der italienische Konzern Mediaset hält sich mit Blick auf eine mögliche Aufstockung seiner Beteiligung am deutschen Medienunternehmen ProSiebenSat.1 alle Optionen offen. Mediaset sei zufrieden mit der aktuellen Beteiligung, bleibe als strategischer Investor aber offen und flexibel mit Blick auf einen möglichen Ausbau, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf eine ihr vorliegende E-Mail von Mediaset.
Mediaset hält direkt rund neun Prozent an dem Münchener Konzern, den Rest der insgesamt rund 24 Prozent über Derivate. Damit liegt der von der Familie des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte Medienkonzern nur knapp unterhalb einer Sperrminorität.
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen über eine Anteilsaufstockung gegeben. Die These dabei ist, dass Mediaset gemeinsam mit der deutschen TV-Sendergruppe eine europaweite Fernseh- und Medienallianz schaffen will. So hatte Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi, der Sohn des Ex-Politikers, beim Einstieg im Jahr 2019 von "vereinten Kräften europäischer Medienunternehmen" gesprochen, die im "schnellen Globalisierungsprozess, der das internationale Umfeld bestimmt" erforderlich seien.
Die ProSieben-Aktien stiegen am Mittwochabend auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um knapp ein halbes Prozent auf 13,95 Euro. Sie haben in den vergangenen Wochen stark von der Hoffnung auf wieder besser laufende Werbegeschäfte profitiert. Allein seit Ende Oktober ging es um rund 45 Prozent nach oben.
Positive Gewinnaussichten für 2020
Das liegt auch an den guten Zahlen, die der Chef des Medienkonzerns, Rainer Beaujean, erwartet. Er rechnet angesichts einer Belebung des Werbegeschäfts mit einer fortgesetzten Erholung von der Corona-Krise. Der November sei bei den Werbeerlösen "sehr gut" gelaufen, deutlich besser als im Vorjahr, sagte Beaujean der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). "Der Dezember ist bislang auch gut und wird vermutlich leicht über dem Vorjahr liegen." Der Manager rechnet 2020 weiterhin mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 600 bis 650 Millionen Euro, sieht es aktuell aber am oberen Ende der Spanne. Das deckt sich in etwa mit der durchschnittlichen Analystenschätzung.
Mit Blick auf das kommende Jahr sagte der Manager: "Wir haben in der Krise bislang nicht wie andere Fernsehsender in Europa massiv Investitionen in das Programm gekürzt oder Stellen gestrichen, sondern uns antizyklisch verhalten." Das werde sich 2021 auch wieder auszahlen.