Die Generalverurteilung durch Wulff wollte der Journalistenverband DJV nicht auf sich sitzen lassen und konterte: "Von Ausnahmen abgesehen, haben die Journalistinnen und Journalisten in der sogenannten Affäre Wulff 2011/12 ihre Wächterfunktion ernst genommen", so der DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Wulffs Freispruch vor dem Landgericht Hannover im Februar wie auch die Präsentation seines Buchs am heutigen Dienstag änderten nichts daran, dass es im Zusammenhang mit seiner Amtsführung als Bundespräsident Ungereimtheiten gegeben habe, denen die Medien nachgehen mussten. Und: "Auch aus heutiger Sicht ist Wulffs Anruf auf der Mailbox des 'Bild'-Chefredakteurs als versuchte Einflussnahme auf die Berichterstattung zu bewerten", betonte Konken. Er räumte allerdings ein, dass einige Kollegen in einigen Punkten über das Ziel hinausgeschossen seien. Das ändere aber nichts an der Notwendigkeit, über die Affäre zu berichten. Mit seiner Salami-Taktik habe der damalige Bundespräsident die Recherchen zudem selbst provoziert.

Apropos "Bild": Gerade eben ist das Blatt in der neuen Otto-Brenner-Studie abgewatscht worden - zum dritten Mal. Die Stiftung reibt sich dieses Jahr in Sachen politischer Berichterstattung zur Bundestagswahl 2013 an Springers Boulevard-Blatt und will dem Titel den Begriff Journalismus aberkennen, der habe dort "als Mittel für ihre Unternehmensziele" ausgedient. Es sei "Publizismus", was Bild betreibe. Dem Publizismus gehe es einzig um Aufmerksamkeit beim Publikum, egal "ob er gerade Werbung, Unterhaltung, PR oder Journalismus macht, Hauptsache das Ergebnis pro Aktie stimmt".

ps/dpa


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.