
Bundestagswahl 2013:
ZDF klotzt mit Politbarometer noch kurz vor der Wahl
Das ZDF veröffentlicht das Politbarometer erstmals auch am Donnerstag vor der Wahl. Aber: Die "heute show" fällt wegen Verwechslungsgefahr aus ...
"Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden Sie dann zur Wahl gehen? Und welche Partei würden Sie wählen? Diese Frage will das ZDF ab 16. August im Politbarometer wöchentlich stellen. Das Novum in diesem Jahr: Für die Bundestagswahl 2013 stellt der Sender die Sonntagsfrage erstmals auch am letzten Donnerstag vor dem Wahlsonntag und damit vier - statt wie bislang üblich - zehn Tage vor der Wahl. 2009 hatten Forsa und das Institut für Demoskopie Allensbach immerhin eine Woche vor der Wahl aktuelle Umfrageergebnisse veröffentlicht.
Damit will ZDF-Politikchef Theo Koll dem Wähler kurz vor der Wahl noch ein aktuelleres Stimmungsbild mitgeben als bisher. "In den Tagen vor der Wahl kann sich die Stimmung noch deutlich verändern. Die Menschen wählen immer volatiler und entscheiden sich später. Es ist daher unsere Pflicht, kurzfristige Veränderungen in der Stimmung auch noch kurz vor der Wahl zu veröffentlichen," sagte Koll in Berlin. Bei der Niedersachsenwahl habe man die veränderte Stimmung im Vergleich zu vorangegangenen Umfragen zwar registriert, sie aber nicht mehr senden können.
Das ZDF macht mächtig Wind, um in den Wochen vor der Wahl noch einmal auf sein journalistisches Extraprogramm aufmerksam zu machen. Auf 22 Stunden Sondersendungen zusätzlich zum regulären Informationsprogramm verweist Chefredakteur Peter Frey. Doch anders als beim Politbarometer soll eher vertieft als beschleunigt werden. Sendungen wie "Illner intensiv", "Die Debatte" mit Theo Koll, der "Deutschland-Test" (Wie gut ist unser Gesundheitssystem), Kandidaten-Dokumentationen (Macht Mensch Merkel) oder Marietta Slomkas Reportagereihe "Wie geht's Deutschland" sollen eher verlangsamen und vertiefen. Frey: "Wir wollen weniger Haltungsnoten vergeben als Sachfragen und Argumenten nachzugehen und die Realität zu zeigen."
Beschleunigung und Tiefe gleichzeitig will die Hauptredaktion Neue Medien des ZDF liefern. "Mehr Echtzeit, mehr Beteiligung, mehr Mitreden", verspricht Neue Medien-Leiter Eckart Gaddum nicht nur in der interaktiven Talkshow "log-in", die zwei Tage vor der Wahl erstmals im Hauptprogramm stattfindet, deren Mechanik auch in andere Sendungen eingebettet sein soll. So läuft in der Sendung eine Art Netzradar mit, der die wichtigsten Tweets einblendet. Gleichzeitig sollen die Zuschauer auch in die Recherche um den Faktencheck eingebunden werden, der aktuell 16 Politikerstatements auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft hat. Die ersten Ergebnisse seien eine "ernüchternde Erfahrung", sagt Gaddum: "Wirklichkeit und Wahrheiten werden von Politikern aller Parteien ziemlich strapaziert."
Fans der ZDF-Satiresendung "heute show" dürften enttäuscht sein: Frey hat entschieden, dass es keine "heute show" am Wahlabend geben wird. Zu groß sei die Verwechslungsgefahr, wenn sowohl Spaßteam als auch das "echte" ZDF-Team auf den Wahlparties unterwegs seien.