
Plain Packaging:
Zigaretten: Irland verbannt Markenlogos
Irland verbannt nach australischem Vorbild Markenlogos von Zigaretten und Tabak. Die Briten wollen demnächst nachziehen. Klar, dass das der Tabakindustrie nicht gefällt. Und was ist mit Deutschland?
Irland hat sich im Kampf gegen den blauen Dunst an die europäische Spitze gesetzt und Markenlogos auf Tabakprodukten verboten. Das Parlament folgte damit am Dienstag in Dublin dem Vorbild Australiens, das einheitliche Verpackungen als erstes Land der Welt schon Ende 2012 eingeführt hatte. In irischen Geschäften sollen künftig alle Zigaretten und sonstigen Tabakprodukte dunkel eingepackt und mit großen Warnhinweisen und Schockbildern versehen sein. Markennamen dürfen nur noch klein und in einheitlicher Schrift und Farbe aufgedruckt werden.
Mehrere Tabakkonzerne haben bereits angekündigt, juristisch gegen die neue Regelung vorzugehen. Sie sehen ihre Markenrechte verletzt. Vorerst bleibt in Irland aber alles beim Alten. Einen Stichtag, ab wann die Logos von den Schachteln verschwunden sein müssen, gibt es bisher nicht. Staatspräsident Michael Higgins muss das Gesetz noch unterschreiben, allerdings gilt das als Formalität.
Wenn dem Kampf gegen das Rauchen Priorität eingeräumt werde, könne Irland bis 2025 tabakfrei sein, teilte Kinder- und Jugendminister James Reilly nach der Entscheidung mit. "Standardisierte Verpackungen werden die Illusionen platzen lassen, die glänzende, bunte Zigarettenschachteln schaffen, und sie durch schockierende Bilder ersetzen, die die wahren Folgen des Rauchens zeigen."
Großbritannien will noch im März ein ähnliches Gesetz verabschieden. In Neuseeland, Frankreich, Finnland und Norwegen gibt es ebenfalls Pläne, die Einheitsverpackungen - das sogenannte Plain Packaging - einzuführen. Und Deutschland? "So etwas ist nicht geplant", heißt es bei der Bundesregierung.
Dass Rauchen out ist, zeigen nackte Zahlen: Von durchschnittlich rund 1700 Zigaretten pro Kopf und Jahr ist der Konsum in Deutschland auf knapp 1000 gesunken, ein Rückgang von 40 Prozent. Auch die Zahl der Raucher nimmt ab, wie Daten der Bundesregierung belegen. In anderen Ländern gibt es den Trend ebenfalls, sinkende Verkaufszahlen der Konzerne sprechen für sich.
Die Tabakrichtlinie der EU überlässt den Umgang mit Logos den Mitgliedsländern. Sie hätten das Recht, "weitere Maßnahmen bezüglich einer Vereinheitlichung der Verpackungen zu ergreifen oder auch Einheitspackungen einzuführen", heißt es schön bürokratisch bei der EU-Kommission. Mit einer Einschränkung: Das dürfe keine "verschleierte Beschränkung des Handels zwischen den Mitgliedstaaten darstellen".
Da hakt die Tabak-Lobby ein. Der irische Vorstoß verletze auch Markenrechte deutscher Firmen, sagt Jan Mücke vom Zigarettenverband in Berlin. "Deswegen werden diese Unternehmen auch den Rechtsweg beschreiten." Werbung über Marken, in deren Image Unternehmen viel Geld investierten, sei ein wichtiger Teil der Marktwirtschaft. Der Wettbewerb werde durch das Verbot quasi ausgeschaltet. "Was nützt eine Marke, wenn man sie nicht verwenden kann?" In Deutschland verbiete Paragraf 14 des Grundgesetzes, der das Eigentum gewährleistet, dem Dubliner Vorbild nachzueifern.
Auch der Schmuggel illegal hergestellter Zigaretten werde erleichtert durch den Marken-Bann, fährt Mücke fort. "Derzeit sorgen bestimmte Drucktechniken und Sicherheitsmerkmale dafür, dass die Produkte in überschaubarmen Ausmaß gefälscht werden." Zahlen aus Australien zeigten, dass Fälschungen rasant zugenommen hätten. "Das werden wir auch in Irland sehen", ist der Verbandssprecher überzeugt.
Australiens Regierung ist mit ihrem Gesetz allerdings zufrieden. Anfang 2014 seien die Ausgaben für Zigaretten und Tabak im Land auf ein Rekordtief gesunken. Mehr Menschen wollten mit dem Rauchen aufhören, seit die Logos verschwunden seien. Erste wissenschaftliche Studien weisen in dieselbe Richtung.
Die Lobby argumentiert mit Steuereinnahmen, die den Staaten durch sinkende Raucherzahlen entgehen. Australien hingegen verweist auf 31,5 Milliarden Dollar (gut 22 Milliarden Euro), die Raucher Wirtschaft und Gesundheitssystem im Jahr kosten.
Den vielleicht berühmtesten Iren machten weder Verbote noch Bilder schwarzer Lungen zum Nichtraucher, sondern etwas anderes. Rocksänger Bono sagte bereits im Jahr 2001 dem "GQ"-Magazin: "Ich musste aufhören, weil ich die Töne nicht mehr getroffen habe." Allerdings hat der U2-Frontmann auch schon von Rückfällen erzählt.