Doch man darf auch nicht die Augen vor den wirtschaftlichen Problemen von Qualitätsmedien verschließen. Sie kämpfen mit sinkenden Auflagenzahlen und schrumpfenden Werbespendings, denn gleichbleibende Werbeetats werden auf mehr Kanäle gesplittet. Um diesen Verlusten entgegenzuwirken, haben viele Verlage in den letzten Jahren die Anzeigenpreise nach oben korrigiert. Eine Entwicklung, die zur Folge hat, dass wir uns als Mediaagentur mehrmals überlegen und prüfen, ob wir die Werbegelder unserer Kunden hier einsetzen können oder unsere KPIs mit anderen Belegungen besser erreichen.

Ein anderes derzeit praktiziertes Vorgehen der Verlage, um Kosten zu sparen: die Zusammenlegung von lokalen Redaktionen zu einer kleinen überregionalen Gesamtredaktion. Dies sehe ich mit Besorgnis, denn kurzfristig werden viele lokale Themen nicht mehr abgebildet werden können, und dem lokalen Medium geht die Relevanz für ihre Leserschaft verloren. Langfristig hat dies zur Folge, dass die Reichweite zurückgeht und damit die Grundlage für Mediabuchungen. Ein Teufelskreis.

Wir wollen weiterhin glaubwürdige Qualitätsumfelder für unsere Werbemittel und sprechen deshalb sehr viel mit Vermarktern und Verlagshäusern, um eine allerseits befriedigende Lösung für das Dilemma zu finden. Seitens der Herausgeber wünschen wir uns oftmals eine flexiblere Herangehensweise. Mehr crossmediale Angebote, außergewöhnliche und neuartige Werbeformen oder granulare Aussteuerung sind nur einige Stichworte.

Gemeinsam müssen wir also neue, kreative Ansätze finden, um die finanzielle Grundlage für Qualitätsjournalismus zu erhalten. Dabei müssen die Lösungsansätze genauso vielfältig sein wie die Medienlandschaft in Deutschland. Hier gibt es schon einige Best Cases, die wir mit Verlagen realisieren konnten. Moccamedia hat gemeinsam mit Media Impact eine Möglichkeit entwickelt, die überregionale Bild Zeitung so granular aufzuteilen, dass Werbung postleitzahlengenau ausgespielt werden kann. Ein anderes Beispiel: Vor circa einem Jahr konnten wir zum ersten Mal das bundesweite Medium Wirtschaftswoche für rund 80 Händler so individualisieren, dass diese sich ohne nennenswerte Streuverluste in ihrem Verkaufsgebiet auf der Titelseite präsentieren konnten. Das sind nur zwei Beispiele, die wir in unserem Haus entwickelt und gemeinsam mit den Verlagen umgesetzt haben.“