Für einige Indie-Bands sind Sync-Deals oder Werbespots trotzdem tabu.

Wobei sich da in den letzten Jahren viel getan hat. Früher war es absolut nicht glaubwürdig, seine Songs zu verkaufen, inzwischen wird es viel eher akzeptiert. Wir haben zu Beginn unserer Karriere so viele Angebote abgelehnt und dachten, wir sind cool – aber wenn du einen Spot ablehnst, erfährt es ja sowieso nie jemand. Einmal haben wir sogar eine Million von einem Telefonanbieter ausgeschlagen. Total absurd, wenn man da heute drüber nachdenkt. Heute sagt man herzlichen Glückwunsch. Und ist stolz.

Das heißt Sync-Deals werden salonfähiger? Warum?

Angefangen hat es vor ein paar Jahren mit Computer-Spielen. Alle Bands wollten in dem neuen FIFA-Spiel sein. Für mich macht das keinen Unterschied: Man wird dafür bezahlt, dass jemand anderes deinen Song nutzen kann. Aber irgendwie galt das als cool. Genauso bei TV-Serien. Du kannst Amerika erobern, wenn dein Song am Ende von "Grey’s Anatomy" gespielt wird. In meinen Augen hat das die Tür dafür geöffnet, Songs auch für Werbespots zu lizenzieren.

Werden Einnahmen durch Sync-Deals, Werbespots oder ähnliches in Zukunft noch wichtiger für Musiker?

Das wird die Zeit zeigen. Im Moment denken wir beim Schreiben unserer Songs noch nicht an Fischstäbchen-Werbung. Wir kommen mit den Einnahmen unserer Konzerte und Alben zurecht – aber um große Schritte machen zu können, braucht man eben manchmal ein kleines extra Budget. Ältere Künstler blicken auf junge Musiker gerne herab, weil sie einen Song für einen Werbespot lizenzieren. Aber in den Achtzigern oder Neunzigern hat man als Musiker viel schneller viel mehr Geld verdient. Ich bin nicht traurig, dass wir diese Zeit verpasst haben, weil wir selbst eine großartige Zeit hatten, aber die Industrie hat sich eben verändert – und wird in zehn Jahren wieder anders sein. Vielleicht treten Bands dann an Marken heran und fragen, ob sie einen Song für einen Spot schreiben dürfen (lacht).

Was sollte man als Band aber auch als Marke bei einer Kollaboration beachten?

Das Wichtigste ist, dass man nichts macht, womit man sich unwohl fühlt. Sonst hat weder die Marke, noch man selbst etwas davon. Damit ein Spot funktioniert, müssen die Leute einem abnehmen, was sie sehen. Bei allem, was wir gemacht haben, war es nie so, dass ich mit den Zähnen geknirscht habe. Es hat mir immer Spaß gemacht. Es kommt aber auch drauf an, was man selbst draus macht.

Stichwort Mitspracherecht?

Ja, eigentlich sollte ich in dem Spot crowdsurfen. Aber erstens sieht das einfach nicht gut aus und zweitens mache ich es nie. Also schlug ich vor, dass ich stattdessen an einer Kamera ins Publikum schwebe. Das ist zwar unrealistischer, macht den Spot aber trotzdem glaubhafter.

Bei welcher Marke würden Sie nein sagen?

Es gibt natürlich moralische Gründe. Man will nicht für Zigaretten oder Junk Food werben. Aber ansonsten würde ich niemals nie sagen. Davon abgesehen: Wir haben auch schon Angebote für Sync-Deals abgelehnt und am Ende waren die Spots mit Songs untermalt, die genau wie unsere klangen. Es gab mal ein Parfum, das "I Predict A Riot" imitiert hat und vor ein paar Monaten schrieb eine Automarke "Ruby" nach. Auch das kann passieren.

Mit dem Barclaycard-Spot hingegen haben Sie damals alles richtig gemacht: Ihr fünftes Album erreichte Platz Eins der britischen Charts. Eine Genugtuung?

Schon. Unser Schlagzeuger Nick, der bis dato die meisten unserer Songs geschrieben hat, hatte die Band gerade verlassen. Um uns herum war viel im Umbruch und das Album musste gut werden. Der Werbespot hat uns definitiv geholfen. Genauso wie meine Jury-Mitgliedschaft bei der Castingshow "The Voice". Fernsehen ist einfach immer noch das beste Marketing.

Zur Band

Mit ihrem Debütalbum "Employment" stürmten die Kaiser Chiefs 2005 die Charts. Den Ausstieg von Schlagzeuger und Songwriter Nick Hodgson im Jahr 2012 sahen viele als den Anfang vom Ende – doch die Band kämpfte sich zurück. Ihr sechstes Album "Stay Together" ist gerade erschienen.