Die fertig zugeschnittenen Werbemittel sorgen dafür, dass die Informationen sich schnell verbreiten. Darüberhinaus hat der Verein eine Email-Kampagne vorbereitet. Gleichgesinnte User können auf der Website unter drei Anschreiben wählen und erhalten dazu die Email-Adressen von Minister Spahn, den Fraktionsvorsitzenden im Bundestag und der Mitglieder des Gesundheitsausschusses. 

https://impfpflicht-spahn.de

Impfen ist ein Thema, das unter die Haut geht. Daher bevorzugen Impfgegner meist den direkten Kontakt zur Öffentlichkeit - etwa über Demonstrationen. Am 15. September hat das Netzwerk Impfentscheid Deutschland zum Protestmarsch in Berlin-Mitte gegen die verpflichtende Impfung aufgerufen: Gut 2000 Menschen kamen. Dabei trat der Rapper Wojna von der Duisburger Band Die Bandbreite auf der Ladefläche eines LKWs auf - und sang: "Bitte, bitte impft sie nicht, verabreicht ihnen nicht das Gift!"

Eine emotional aufgeladene Botschaft, die berührt. Genauso wie Vorwürfe, dass die Pharmalobby letztlich hinter dem Gesetz der Impfpflicht stehen würde. Das Robert-Koch-Institut weist das mit dem Argument zurück, dass Pharmafirmen mit Impfstoffen wesentlich weniger Geld verdienen als mit Arzneimitteln, wie sie beispielweise chronisch Erkrankte einnehmen müssen. "Von den knapp 194 Milliarden Euro, die die Gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2014 ausgegeben hat, entfielen 33 Milliarden Euro (17 Prozent) auf Arzneimittel und lediglich etwas mehr als eine Milliarde Euro (0,65 Prozent) auf Impfstoffe", zitiert Tagesschau.de das Institut

Impfgegner sind laut und emotional - wie die sozialen Medien Ruhe in die Diskussion bringen

Am stärksten verbreiten sich die Botschaften der Impfgegner über die sozialen Medien. Die virale Stärke der Kampagnen zeigt sich darin, dass zur Gruppe der Impfgegner nur zwei bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung zählen. Das ist nicht viel - aber die Lautstärke und die Emotionalität der Gruppe erweckt den Anschein, dass es sich dabei um eine viel größere Anzahl handelt.

Soziale Netzwerke wie Youtube haben daher beschlossen, künftig keine Werbung mehr vor Videos schalten, die vor Impfungen warnen. Somit können die impfkritische Kanäle kein Geld mehr auf der Videoplattform verdienen oder in Empfehlungslisten auftauchen. "Jede Falschinformation über medizinische Themen ist bedenklich", zitiert die BBC aus einem Statement von YouTube. Offenbar hatten sich bei der Google-Tochter mehrere Unternehmen beschwert, dass ihre Spots vor impfkritische Videos geschaltet wurden.

Youtube/Screenshot

Ähnlich reagiert haben Facebook und Instagram. Beide Portale haben die Inhalte von Impfgegnern in Newsfeeds und Suchansicht zurückgestuft. Auch Pinterest hat reagiert:  Die Bilder-Sharing-Plattform spielt zum gesamten Thema Impfen keine Suchergebnisse mehr aus: egal ob die Informationen von Impfbefürwortern oder -gegnern kommen. 


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.