Doch wo sind die Meerkats, Twitters und Foursquares von Morgen? Meine Spurensuche bringt mich zu einer Veranstaltung namens "Innovation beyond 2016". Hier muss es doch nur so sprudeln vor neuen Ideen. Doch nach 10 Minuten fühlen sich meine Augenlider wie 10 Kilo-Hanteln an und ich steige auf Koffein um. Nicht aufgeben, denn schon geht es weiter mit "Making Epic Shit". Das ist mal 'ne Ansage von Regina Dugan, Vice President bei Google. Damit ist sie direkt unter Obama. Ich habe ein gutes Gefühl. Regina erzählt uns vom Projekt Soli, wo es um ein virtuelles Kontrollsystem geht. Zukünftig werden wir unsere Devices nicht durch Touch und Scroll, sondern lediglich durch das Zusammenreiben der Finger navigieren. Das wirkt im Video jedoch noch etwas ungelenk. Auch nicht mehr ganz so neu ist das Projekt Jacquard, bei dem Google in Zusammenarbeit mit Levi's kleine Platinen in unsere Klamotten einwebt. Wearables sind ein Riesenmarkt, in dem Google vorne mitmischen will. Aber das wollten sie mit ihrem Social Network G+ ja auch schon. Wesentlich spannender finde ich Spotlight Stories. Filmemacher und Künstler wurden aufgefordert, ihre Gedanken zur neuen 360 Grad-Videotechnologie zu verwirklichen. Schließlich erfordern neue Technologien auch neues Storytelling. Kann man sich auch schon auf Youtube anschauen. Zum Schluss der übliche Aufruf zu mehr Innovationen. Zudem sollte man die Angst zu scheitern einfach ignorieren. Ohne Fail keine Innovation. Ja, diese Amerikaner, da haben sie uns einiges voraus.

War das jetzt epic? Bin mir noch nicht so sicher und mache mich auf den Weg zum German Haus. Finanziert durch eine Handvoll ambitionierter Bundesländer, trifft man hier regelmäßig auf die rund 500 deutschen Teilnehmer und kann bei Cocktails, Bier und Kuchen so herrlich über das digitale Blitzgewitter philosophieren. Und da treffe ich auch Peter Kämpf, Leiter F&E bei Stabilo. Und siehe da, er hat den Epic Shit gleich selbst entwickelt und zeigt mir stolz den Prototypen seiner Digi Pen. Ein digitaler Kugelschreiber, der nicht nur mit blauer Mine den Notizblock füllt, sondern per Bluetooth auch gleichzeitig eine Notiz im iPad kreiert. Leider gibt es den Stift noch nicht im Laden, aber Peter Kämpf ist ganz zuversichtlich ihn am Ende des Jahres unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Das eigentliche Highlight der SXSW ist eindeutig der bunte Straßenkarneval, der alle Locations miteinander verbindet. Fiedelnde Werwölfe, angefressene Zombies oder ein echtes Einhorn fungieren als lebendige Billboards. Vielleicht ist Live Advertising ja der "next epic shit"? Zumindest sind es die Jungs und Mädels von getservice.com, die mit ihren blauen Zipfelmützen optisch jede Warteschlange bereichern. Sie fungieren als Platzhalter für den wartenden Festivalbesucher, der dann kurz vor Einlass mit seinem realen Avatar tauscht. Schöne Idee für die Zukunft, wäre heute nicht das Ende der Welt. Die US-Serie Mr. Robot mit Christian Slater ruft zur "End of the World Party". Und mit Freibier und Hot Dogs kriegt man auch die bestbezahlten Tekkies rum. Also setze ich meine fsociety Maske auf und freu mich aufs Ende der Welt.

 

André Gebel ist Vorstand Beratung & Strategie bei der Coma AG, München. Der Diplom-Kaufmann entwickelt mit seinem Team Lösungen in allen Bereichen des Digital-Marketings. Für die Biermarke Franziskaner Weissbier verantwortet die Agentur die gesamte digitale Umsetzung der Markenstrategie. Für Tempo entwickelt Coma digitale Kampagnen und verantwortet den Social-Media-Auftritt. Auch Saturn und Webasto setzen seit vielen Jahren auf Coma. Zu den weiteren  Kunden zählen Artdeco, Vodafone, Deutschland Card, Demak Up und der Deutsche Alpenverein.