In Deutschland gibt es bereits seit 2019 die Lieferoption "Counter", mit der sich stationäre Ladengeschäfte als Abholstationen für Amazon-Pakete anbieten können, ähnlich wie bei den Paket-Shops der DHL. Der entscheidende Unterschied zu "Click & Collect in Store": Bei dem neuen Programm können nur die Bestellungen aus dem eigenen Händlersortiment in dessen Laden abgeholt werden. 

Was haben die Händler davon?

In den Paket-Shops der DHL ist das Versprechen von Cross-Selling-Umsätzen durch die Paket-Abholer weitgehend unerfüllt geblieben; das soll bei "Click &Collect in Store" anders sein, verspricht Amazon: "Neben Traffic, der von Amazon in Ihre Filiale geleitet wird, bietet Click & Collect in Store folgende Vorteile: Neukundengewinnung, Interaktion zwischen Store Personal und der Kundschaft, Verkauf von zusätzlichen Produkten und After-Sales Services. Zudem erreichen Sie eine erhöhte Store Visibilität und Kunden haben die Möglichkeit, Ihr gesamtes Portfolio zu entdecken", heißt es auf der Info-Seite zum Programm.  

"Wir erleben diese Lieferoption indirekt schon länger", sagt der österreichische Amazon-Seller und -Berater Markus Miklautsch, der mit seinem Shop "Stilmelange" auch ein Ladengeschäft in Kärnten führt. "Kunden sind oft so kreativ, dass sie einfach bei uns vorbeikommen und die Amazon Bestellung abholen oder austauschen. Deshalb wurde meiner Meinung nach mit "Click & Collect in Store" der größte Schritt des Marktplatzes in Richtung stationären Handel gemacht. So verschmilzt Online und Offline direkt über den vermeintlich stärksten Gegner des lokalen Handels und Amazon unterstreicht den Verkauf über mehrere Kanäle."

Ob sich Miklautschs Hoffnungen erfüllen, wird auch zum großen Teil davon abhängen, wie offensiv Amazon die Abhol-Option bewirbt. In den USA können Kunden im letzten Checkout-Schritt zwischen einer Lieferung nach Hause und der Abholung im Laden entscheiden. Doch damit der Service durch die Same-Day-Abholung als USP für lokale Händler gelten  kann, müsste die Option schon früher in der Customer Journey prominent dargestellt werden. 

"Ich bin gespannt, wie der Service angenommen wird", kommentiert Kai Hudetz vom IFH Köln auf LinkedIn. "Es zeigt sich wieder einmal, das Amazon undogmatisch und konsequent vom Endkunden her denkt. Während der Pandemie wurden die Stimmen derjenigen leiser, die Click & Collect als "Übergangserscheinung" ansehen. Das Vertrauen ist ja längst da und es gibt handfeste Gründe, warum Konsumenten Click & Collect nutzen. Inwieweit Amazon mit seinem diesbezüglichen Angebot erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten." 

Jeden Tag die wichtigsten Meldungen aus dem nationalen und internationalen Online-Handel lesen? Dann holt euch die W&V Commerce Shots in eure Inbox. -> Meldet euch gleich an ...

Ihr wollt noch tiefer in das Thema Commerce eintauchen? Dann findet ihr hier alle Ausgaben des Magazins der INTERNET WORLD. Ganz einfach als PDF zum Download - kostenfrei für alle W&V-Member. -> Der Deep Dive exklusiv für euch.


Autor: Ingrid Lommer

Ingrid Lommer ist die Plattform-Expertin der W&V-Redaktion. Sie behält Online-Marktplätze in Deutschland, Europa und der Welt im Blick, verfolgt die aktuellsten Änderungen auf dem Amazon-Marktplatz und späht mögliche Verfolger aus - weshalb sie auch Marktplatz-Anwandlungen von TikTok, Shopify oder Meta hochspannend findet. Ihre Expertise vertieft sie alle zwei Wochen beim Talk mit Valerie Dichtl im Podcast-Format "Let's talk Marketplace". Natürlich ist sie deshalb auch Ansprechpartner Nummer 1, wenn es um die Ausgestaltung von Plattform-Themen auf den Events ihres Verlags wie zum Beispiel der „Marketplace Convention“ geht. Dabei liegt ihr besonders der Austausch und das Networking innerhalb der Community der "Marktplatz-Menschen" am Herzen.