Neue Logistik beim Online-Weinhändler:
Lobenbergs Gute Weine: "Wir haben eine Million Flaschen in zehn Tagen umgezogen"
Die Logistik von Lobenbergs Gute Weine konnte mit dem rasanten Wachstum des Onlinehändlers nicht mehr Schritt halten. Deshalb suchte das Unternehmen einen neuen Fulfillment-Partner. Voraussetzungen: skalierbare Kapazitäten und Weinerfahrung.
Lobenbergs Gute Weine wurde 1992 gegründet. Neben dem Ladengeschäft in Bremen betrieb der Besitzer Heiner Lobenberg einen kleinen Versandhandel. Sein Angebot bewarb er anfangs noch mit einem "fotokopierten Basisprogramm", doch inzwischen zählt Lobenbergs Gute Weine zu den größten Online-Weinhändlern Deutschlands.
Das Sortiment umfasst mehr als 6.000 Artikel in verschiedenen Preislagen, darunter zahlreiche Premium-Weine für einen drei- oder sogar vierstelligen Betrag. Ein Merlot Chateau Le Pin 2010 kostet 6.900 Euro - pro Flasche.
Schnelle und zuverlässige Lieferung
Wer so viel Geld für eine Flasche Wein ausgibt, erwartet, dass der edle Tropfen schnell und zuverlässig geliefert wird. Doch das Logistik-Setup konnte mit dem rasanten Wachstum der letzten Jahre nicht mehr mithalten. 2018 stieg Heiner Lobenbergs Sohn Luca Lobenberg ins Unternehmen ein. Ihm gelang es, den Umsatz innerhalb von zwei Jahren von 15 auf 30 Millionen Euro zu verdoppeln. Auch die Corona-Pandemie trug zum Wachstum bei, denn während des Lockdowns bestellten die Menschen generell mehr Wein.
Ein neues Lager musste her, denn der Weinhändler war "aus dem alten Lager herausgewachsen", wie Claas Stüdemann erzählt. Stüdemann, ehemals Leiter des UK-Geschäfts von Helpling ist COO bei Lobenbergs Gute Weine. Er stieß 2020 zum Unternehmen und verantwortet unter anderen den Wechsel des Fulfillment-Dienstleisters.
Dreischichtbetrieb
Vor dem Umzug wickelte Lobenbergs Gute Weine seine Logistik über Howasped ab, einen externen Dienstleister, der auf Weinlogistik spezialisiert ist. Obwohl man dort im Dreischichtbetrieb arbeitete, war die Kapazitätsgrenze des 3.000 Quadratmeter großen Lagers erreicht. Um die Aufträge dennoch zuverlässig abzuarbeiten, war der Weinhändler laut Stüdemann "gezwungen, das Marketing zu bremsen".
Für den Import arbeitet Lobenbergs Gute Weine immer noch mit seinem früheren Dienstleister zusammen, denn prinzipiell war der Weinhändler mit ihm zufrieden.
Dienstleister mit E-Commerce- und Weinerfahrung
Der neue Fulfillment-Dienstleister sollte nicht nur mehr Lagerkapazität vorweisen, sondern ebenfalls mit den speziellen Anforderungen der Produkte vertraut sein. Wichtig war eine gute Isolierung gegen Temperaturschwankungen sowie die Möglichkeit, die Weine im Sommer bei Bedarf zu kühlen.
Die Wahl fiel auf den Logistiker Fiege, der den Weinhändler mit "großem Know-how im E-Commerce sowie in der Wein- und Spirituosenindustrie" überzeugt hat, so CEO Luca Lobenberg. Neben dem Fulfillment übernimmt Fiege auch Services wie Qualitätskontrollen, Konfektionierung und Retourenmanagement.
Der Fiege-Standort im rheinländischen Worms hat den Vorteil, dass wichtige Wein-Anbaugebiete gleich in der Nähe sind. So werden Transportkosten beim Import reduziert. Auch Weinerfahrung ist im neuen Fulfillment-Zentrum vorhanden, berichtet Stüdemann. Fiege wickelt dort auch die Logistik für den zur Hawesko-Gruppe gehörigen Weinservice Bonn (WSB) ab.
7.000 Quadratmeter
Mit einer Fläche von 7.000 Quadratmetern, die bei Bedarf erweitert werden kann, ist das neue Lager mehr als doppelt so groß. Auch die Zahl der Beschäftigten verdoppelte sich von ungefähr 15 auf 30 Personen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mussten intensiv geschult werden, denn viele Flaschen haben keinen Barcode und manche Weine unterscheiden sich oft nur geringfügig in der Bezeichnung.
Der Umzug im August 2021 ging reibungslos vonstatten, weil das Unternehmen viel Zeit in die Planung investierte. So wurde die IT vorab ausgiebig getestet und ein LKW mit Ware testweise vorausgeschickt. "Wir haben eine Million Flaschen in zehn Tagen umgezogen", erzählt der COO.
Während des Umzuges wurden keine Bestellungen ausgeliefert, die längeren Lieferzeiten wurden im Shop kommuniziert.
Erfolge: schnellere Lieferung und höhere Pickleistung
Hat sich die Mühe gelohnt? Stüdemann berichtet, dass seit dem Umzug deutlich mehr Sendungen pro Tag verschickt werden können: "Die Pickleistung erfuhr eine Steigerung von 100 Prozent".
Betrug die Lieferzeit vorher vier bis fünf Tage, sind es jetzt nur noch zwei bis drei Tage - auch während des Weihnachtsgeschäftes. Bei einer Bestellung bis zum 19. Dezember klappte die Lieferung pünktlich zum Weihnachtsfest.
Kosten spart der Weinversender durch den Wechsel zu Fiege nicht, aber darum ging es auch nicht. Stüdemann: "Sparen war nicht das primäre Ziel, sondern das Wachstum des Unternehmens abbilden zu können."
Nach den Plänen für die Zukunft gefragt, sagt Stüdemann "keinen Lagerwechsel" und lacht. Lobenbergs Gute Weine will sich unter anderem verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit in der Logistik widmen. Außerdem sollen die Importe optimiert werden, indem die Prognose für den Bedarf genauer wird.
Text: Bärbel Edel
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