Völlig wirkungslos war der Handzettel vermutlich dennoch nicht. Mit welchem Mediamix werden sie ihn künftig ersetzen?
Bauer: Wir wissen, dass wir über digitale und auch klassische Kanäle und einen ausgefeilten Mediamix viel besser personalisieren, regionalisieren und lokalisieren können. Wir können damit viel gezielter auf die Märkte und ihre jeweiligen Notwendigkeiten reagieren.

Zielgruppen erreichen

Haben Sie keine Bedenken, dass sich ältere Menschen jetzt nicht mehr so gründlich über die Angebote von Rewe informieren können?
Bauer: Nein, denn sie werden weiter über klassische Medien informiert. Außerdem sehen sie am PoS, welche Angebote wir gerade haben. Im Gegenteil, wir müssen die Argumentation umdrehen: Wie viele Leute haben wir mit dem Handzettel nicht mehr erreicht?

Clemens Bauer

Clemens Bauer

Werden durch die Veränderungen im Mediamix jetzt digitale Medien und Social Media aufgewertet?
Bauer: Auf jeden Fall. Gerade Social Media entwickelt sich zu einem interessanten Angebotskanal. Generell gilt: Über digitale und auch klassische Kanäle lässt sich Kommunikation viel besser personalisieren. Bei uns läuft das unter dem Begriff "Precision Media". Die Ansprache hat eine ganz andere Relevanz, wenn wir die Empfänger kennen und wissen, welche Inhalte für sie interessant sind.

Damit steigt allerdings auch der Aufwand in der Kommunikation…
Bauer: Der Aufwand wird größer, wobei viel davon automatisiert abläuft. Wir müssen eine Vielzahl an Medienkanälen bedienen, und - wenn wir es richtig machen wollen - müssen auch noch eine Vielzahl an Formaten abbilden. Wir brauchen also nicht mehr nur einen Werbefilm wie früher, sondern tausend verschiedene Werbemittel.

"Ein normaler Joghurt wird davon weniger profitieren"

Ist Social Commerce eine Option für Händler wie Rewe, obwohl viele Produkte im Niedrigpreissegment angesiedelt sind? Und obwohl Social Commerce eigentlich viel von Impulskäufen profitiert?
Bauer: Hundertprozentig. Es kommt natürlich stark auf das Produkt an, ein normaler Joghurt wird davon weniger profitieren. Aber ein Feine-Welt-Olivenöl mit seiner ganz eigenen Heritage hätte schon eine Geschichte, die interessant sein könnte.

Wird der PoS als Kanal für Kommunikation auch immer wichtiger? Rewe baut derzeit ein Netz mit digitalen Screens in seinen Filialen auf.
Bauer: Der PoS ist tatsächlich der am meisten unterschätzte Kanal, den wir im Portfolio haben. Denn er ist für die Wahrnehmung der Marke ausschlaggebend. Kommunizieren kann man viel. Aber wenn jemand in den Markt geht und diese Welt dort nicht wiederfindet, ist die Customer Journey kaputt. Wenn wir Nachhaltigkeit kommunizieren, muss sich das auch im Markt wiederfinden. Daran scheitern auch viele Projekte. Wir finanzieren beispielsweise die Renaturierung von Mooren über den NABU-Klimafonds. Dieses Engagement finden die Menschen in unseren Märkten auf verschiedenen REWE Bio-Produkten wieder. Mit dem Kauf von REWE Bio Produkten unterstützen Kunden dann automatisch den NABU-Klimafonds. Das ist eine Geschichte, bei der jeder Kunde mitmachen kann. Das ist fühlbar und erlebbar. Wir müssen am PoS stark sein, deshalb investieren wir jetzt auch in digitale Stelen. Wir sind bereits an der Frische-Theke mit Screens unterwegs, wir haben eine gute Kommunikation am Check-out: Diesen Weg werden wir weitergehen. Wir werden gezielt mit weiteren digitalen Screens am PoS experimentieren.

Interview: Helmut van Rinsum

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Autor: Redaktion INTERNET WORLD

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