Apps für Werber: Digitale Helfer für die Kreativarbeit
81 Minuten am Tag appen contra 74 Minuten surfen: Apps haben Online überholt, wenigstens in den USA. Weil man mit ihnen nicht nur spielen kann, sondern auch arbeiten. W&V Online stellt die kleinen Job-Helfer in einer Serie vor. In Teil 4 geht es um Apps für die kreative Arbeit in der Werbung.
In Amerika wird schon mehr geappt als gesurft: 81 Minuten am Tag verbringen die Nutzer mit Apps, 74 im Internet. Die Firma Flurry, die sich selbst mit Apps beschäftigt, hat Daten von ComScore und Alexa ausgewertet. In den USA hat im Juni 2011 die Nutzung von Apps nun das Internet also überholt (auf verschiedenen Geräten). Stand Juni 2010: 43 Minuten Apps vs. 64 Minuten Internet.
Vor allem wird gespielt (47 Prozent) und Soziale Medien genutzt (32 Prozent), der Rest der Zeit geht für Nachrichten (9 Prozent), Unterhaltung (7 Prozent) und anderes drauf.
Da sind wir dabei: Anderes, das ist die Mischung aus Spielen und Arbeiten - denn die Grenzen sind fließend, wenn Kreativsein der Beruf ist. Spaß macht das mit diesen Apps.
Teil 4: Apps für die Kreativarbeit
SketchBook (Mobile X & Express für iPhone/iPad, gratis)
Obacht, das ist ein Werkzeug für wirklich talentierte Zeichner: Sketchbook ist dafür gedacht, Kunstwerke oder Skizzen auf dem iPhone oder dem iPad zu erstellen. In der Gratisversion lassen sich bis zu drei Ebenen verwenden und auch auf bestehende Fotografien zeichnen. Die Werkzeugpalette umfasst verschiedene Stifte und Pinsel sowie Farben. Eine Arbeitsprobe ersparen wir Ihnen an dieser Stelle, da in der Redaktion von W&V Online der Umgang mit Worten, nicht mit Formen und Farben unsere größere Stärke ist. Die Bedienung ist jedoch unabhängig vom Talent relativ einfach.Und für Artidirektoren sicher kein Hemmnis.
Praktisch, wenn Sie gern unterwegs arbeiten oder beim Kunden schon einmal mit einer Skizze Eindruck schinden möchten.
Die Vollversion Sketchbook Pro kostet fürs iPad 3,99 Euro, dafür gibt es u.a. mehr Ebenen (je nachdem, ob Sie ein iPad 1 oder 2 benutzen); mehr Pinselstärken und einen Galerie-Modus.
PS Express (iPhone/iPad, gratis)
Eine richtige Bildbearbeitung für iPhone und iPad bietet Adobe; mit Photoshop und PSE arbeiten ja auf dem Rechner schon die meisten Berufskreativen. Dies hier ist eine abgespeckte Version für unterwegs, mit der jeder seine Fotos schon mal verbessern kann. Die Werkzeuge erlauben Zuschnitt, Ausrichtung, Farb- und Helligkeitskorrektur und einige hübsche Effekte und FIlter. Rauschreduzierung oder extra Kamerafunktionen erfordern der In-App-Kauf des Adobe-Kamerapakets für 3,99 Euro.
Teilen lassen sich die Bilder nur direkt via Facebook oder über Photoshop Express online - allerdings ist ja ein Screenshot auch schnell per Mail verschickt. (Das Machwerk rechts zeigt lediglich, wie kinderleicht das geht. Künstlerischen Anspruch erhebt der Redakteur nicht.)
Imageloop (iPhone, iPad kompatibel, gratis)
Den nächsten Schritt gehen Sie mit Imageloop. Foto schießen (auf das iPad 1 müssen Sie diese erst laden), Effekt auswählen, Beschreibung eingeben und veröffentlichen. Hier steht nicht die Bearbeitung im Vordergrund wie bei PSE (oben), auch wenn die Effekte ganz nett sind. Hier geht es um den sozialen Aspekt.
Warum das bei der Arbeit hilft? Wenn Sie direktes Feedback von Freunden, Kollegen, Kunden oder der Zielgruppe brauchen, können Sie hierfür Ihre sozialen Netze nutzen. Angemeldet bei einem der gängigen Dienste müssen Sie sein. Imageloop erlaubt die Veröffentlichung via Twitter, Facebook, Flickr, Tumblr und Foursquare.
Adobe Ideas (iPhone/iPad, 4,99€)
Fotos, Ideen und Skizzen kombiniert Adobe Ideas. Aus demselben Grund wie bei Sketchbokk (oben) bleiben wir den Bildbeweis schuldig; in dürren Worten so viel: Nicht nur Anmerkungen und selbst gezeichnete Skizzen oder Bildelemente lassen sich hier in bestehende Bilder eingeben - besonders schön ist, dass Farben aus Bildern und Fotos sich abspeichern und verwenden lassen: Bild unter den gesicherten Fotos auswählen und die vorkommenden Farben als Designs abspeichern. Die stehen dann in Ideas als Farbpaletten zum Zeichnen zur Verfügung.
Schwachpunkt: Um mehr als eine Zeichen- und eine Fotoebene zu benutzen, muss man noch einmal 0,79 Euro für einen In-App-Kauf von Ebenen ausgeben. Das ist bei einer App für 5 Euro ärgerlich. Und leider lassen sich viele praktische Anwendungen anders nicht ausführen; so möchten Sie ja zum Beispiel Ihrem Kunden die Kulisse für den Sciencefiction-Spot, der Mitten in Berlin spielt, nicht mit einem vollgekritzelten Fernsehturm veranschaulichen, sondern mit einer flott erstellten Fotomontage.
Idea Sketch (iPhone/iPad, gratis)
Sie haben tausend Ideen am Tag. Aber keinen, der für Sie Struktur hineinbringt? Vielleicht hilft Idea Sketch hier weiter. Die App nimmt Gedanken und Stichwörter auf, die sich dann in einer Art Mindmap in Beziehung zueinander setzen lassen. Die Bedienung ist einfach, sodass die Überwindung lediglich darin besteht, Ordnung schaffen zu wollen. Der Übersichtlichkeit dienen verschiedenen Farben und Formen, mit deren Hilfe sich kenntlich machen lässt, was zusammen gehört - unabhängig davon, wo der Platz des Puzzleteils auf der Gehirnkarte ist.
Prioritäten setzen gelingt leider nur mittels der Verzweigungen, denn die Größe der einzelnen Aspekte richtet sich allein danach, wie viel Text sie enthalten (und nach der Schriftgröße).
Dafür sehr praktisch: Wer Zusammenhänge eher in Bildern sieht, arbeitet gleich in der Baumstruktur; strukturierte Gemüter und Fans von Listen geben ihre Ideen nacheinander erst einmal als Textzeilen ein (drei Beispielbilder rechts). Formatierungen und Positionen lassen sich nachher noch anpassen. Und Konzepte sogar per Mail verschicken: als Idea-Datei, PDF oder Bild - oder Sie laden Ihre Brillanz direkt bei Facebook hoch.
Copytest (iPhone, iPad kompatibel, gratis)
Und überhaupt: Text. Sie finden, hier geht es nur um zeichnerisch Begabte, Sie kommen zu kurz? Stimmt, denn das bloße Eingeben von Text ist auf iPhone und iPad mit der App "Notizen" schon von Haus aus einfach.
Als Werbetexter von Weltrang oder als Hoffnung der Branche können Sie sich aber wenigstens mit Leagas Delaney, Hamburg, messen: Die Agentur hat den für Berufseinsteiger üblichen Copytest als App herausgebracht. Sie können, müssen aber nicht Ihre Ideen an Leagas Delaney schicken. Die Übungen zu Schlagzeilen, Filmszenen oder Guerrilla-Marketing können Sie ja auch jenseits der Vorgaben inspirieren.
Keynote (iPhone/iPad, 7,99€)
Wenn Sie gar nicht von Ihrem iPad zu trennen sind und nichts mehr am Computer machen: Aus Ihren oben erwähnten Ideen und weiterem Material erstellen Sie Präsentationen auf dem iPad (wenn Ihnen das nicht zu klein ist, auch auf dem iPhone). Die Erstellung ist relativ einfach und gut erklärt, außerdem bietet das Programm eine Fülle von Vorlagen und Effekten - was man für 7,99 Euro auch erwartet.
Besonders wichtig ist natürlich, dass sich die Präsentation nicht nur verschicken, drucken oder hochladen lässt. Sondern direkt per iPad vorführen, wenn man es per Adapter an den Projektor anschließt. Hilfreich dabei: Notizen für den Moderator können Sie auch einfügen. Über iTunes lassen sich Powerpoint-Präsentationen importieren. Wenn Sie doch noch ab und zu am Computer sitzen.
Idea Flight (iPad, gratis/Upgrade für Piloten 5,99€)
Wo wir gerade beim Präsentieren sind (Sie haben Ihre Ideen ja nicht für die Egowand daheim): Richtig, richtig sexy ist die App Idea Flight. Sie erlaubt es Ihnen, ohne Projektor Ihre genialen Beiträge auf die iPads aller Anwesenden zu schicken. Für die Passagiere dieses Höhenflugs ist die App gratis, der Pilot zahlt per In-APp-Kauf 5,99 Euro dafür, dass er die volle Kontrolle hat.
Haken: Ihre Präsentation muss als PDF vorliegen. Dann aber lässt sie sich einfach als "Idea Flight" öffnen und mit den Anwesenden teilen. Die Gäste kommen per Gerätenamen oder Linked In an Bord. Sofern sie sich angemessen verhalten haben, dürfen Sie Ihren Begleitern sogar erlauben, selbst durch Ihre Seiten zu blättern - oder Sie verschicken das PDF per Mail oder geben die Erlaubnis, das Dokument auf dem Passagier-iPad zu speichern.
Bei den vorgestellten Apps handelt es sich um eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch Teil 5 wird sich der Kreativität widmen: kreativ in der Freizeit. Welche Apps fördern Ihre Kreativität? Ihre Anregungen schicken Sie uns gern per E-Mail!
Alles rund ums iPad finden Sie in unserem Special.
Die ersten Teile unserer Serie "Apps für Werber" finden Sie hier: Teil 1: Planen und Organisieren, Teil 2: auf Reisen, Teil 3: Recherche.
