Diplomatischer Ärger: Y&R distanziert sich von eigener Arbeit
Im Auftrag des argentinischen Präsidialamtes drehte die Agentur Y&R Buenos Aires einen Spot mit provozierendem Inhalt - auf den zu Großbritannien gehörenden Falkland-Inseln. Die britische Regierung ist empört. Y&R-Zentrale und WPP-Chef Martin Sorrell haben sich von der Arbeit der eigenen Kollegen distanziert.
Dieser Vorgang ist wohl einmalig: Dass sich eine Agentur in aller Form für eine Arbeit aus ihrem Hause entschuldigt - das allein hat schon großen Seltenheitswert. Dass der Auftraggeber der Arbeit im konkreten Fall keine Geringere war als die argentinische Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner, setzt der ganzen Geschichte die Krone auf.
Im Auftrag des argentinischen Präsidialamtes hatte die Networkagentur Y&R Buenos Aires - in geheimer Mission - einen Spot auf den zu Großbritannien gehörenden Falkland-Inseln gedreht. In dem knapp anderthalb-minütigen Film wird gezeigt, wie sich der argentinische Hockeyspieler Fernando Zylberberg auf den von Argentinien beanpruchten Inseln auf die Olympischen Spiele in London vorbereitet. Am Ende des Spots heißt es: "Um auf englischem Boden im Wettkampf anzutreten, trainieren wir auf argentinischem Boden."
Das britische Außenministerium kritisierte mit scharfen Worten, dass der Film vergangene Woche im argentinischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Y&R-Zentrale distanziert sich mittlerweile ebenso wie WPP-Chef Sir Martin Sorrell von der Arbeit ihrer Kollegen in Buenos Aires (Y&R ist eine Agentur der WPP-Gruppe). Sorrell nannte den Spot "völlig inakzeptabel". Die argentinischen Kollegen hätten sich zwischenzeitlich in aller Form entschuldigt. Y&R bat die argentinische Regierung, den Spot nicht mehr zu zeigen.
Als besondere Provokation empfanden viele Briten offenbar, dass Zylberberg in dem Spot unter anderem zu Füßen eines Mahnmals für gefallene Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg für Olympia trainiert (siehe Abbildung oben).
Bei den Falkland-Inseln (die von den Argentiniern Malwinen-Inseln genannt werden) handelt es sich um ein britisches Überseegebiet mit innerer Selbstverwaltung. Seit 1833 beansprucht Argentinien die Inseln für sich. Zwischen April und Juni 1982 kam es zwischen dem Vereinigten Königreich und Argentinien deshalb zum Falklandkrieg, der insgesamt über 1000 Menschen das Leben kostete.