
Tokio 2020:
Olympia-Logo: "Das von 1964 war besser"
Diskussion um Olympia-Logo: Schön retro? Zu retro. Zu statisch. Nicht radikal genug. W&V-Interview mit Mutabor-Chef Heinrich Paravicini: Aus seiner Sicht war das Emblem der Spiele 1964 in Tokio wesentlich gelungener.
Das jüngst vorgestellte Emblem für Olympia 2020 in Tokio wirkt ziemlich retro, kommt aber bei vielen Designern gut an. Mutabor-Chef Heinrich Paravicini, obwohl durchaus ein Anhänger der alten Schule, gefällt gerade diese Retro-Anmutung nicht. Er hält das Logo für nicht radikal genug: Aus seiner Sicht war das Emblem der Olympischen Spiele 1964 in Tokio besser.
Herr Paravicini, wie gefällt Ihnen das Logo?
Eigentlich gefällt es mir gut, aber ich bin ambivalent. Einerseits hat es diese reduzierte Klarheit, die immer wieder bei japanischem Design fasziniert, andererseits sieht es sehr 'retro' aus. Mein Eindruck ist, dass sich die Designer weniger an japanischen Vorbildern orientiert haben als an Formensprachen wie sie zum Beispiel westliche Designer wie Saul Bass, Paul Rand oder Anton Stankowski gehabt haben. Es wirkt ein bisschen, als hätten wir den abgelehnten Entwurf einer dieser Herren zur Tokioter Olympiade von 1964 vor uns.
Hätte dieses Logo so oder in ähnlicher Form auch von einer deutschen Designagentur kommen können – oder ist es doch eher typisch japanisch?
Es ist eindeutig typisch 60ies. Aber es erinnert typografisch auch etwas an Sony und Technics durch die Slabserif, und damit auch an die große Zeit des industriellen Japan - möglicherweise ein Zitat.
Was hätten Sie persönlich bei dem Logo anders gemacht? Wodurch würde es Ihrer Meinung nach noch besser?
Mir ist es ohne erkennbaren Grund zu Retro. Ich hätte versucht, mich von viel älteren kulturellen Stilen inspirieren zu lassen.
Das Logo kommt ziemlich klassisch daher: Glauben Sie, die alte Design-Schule kommt wieder in Mode?
War sie jemals out?
Wie finden Sie das Emblem im Vergleich zu London 2012 oder Rio 2016, oder - wenn wir zurückblicken - auch im Vergleich zu Tokio 1964?
Wer etwas wagt, kann auch mal verlieren, so wie bei London 2012. Ich würde das Wagnis aber immer dem Überkommenen vorziehen. Das Logo für Rio hat eine starke Idee - mit den Menschen die sich an den Händen halten - auch wenn es etwas geschmäcklerisch und typisch 2010er daherkommt, so wirkt das neue Logo für Tokio dagegen doch seltsam alt. - Auch wenn es mir persönlich formal gut gefällt, so würde ich die Radikalität des 64er Entwurfes dem neuen vorziehen.
Interview: Markus Weber
Hier nochmal das Erklärvideo zum offiziellen Gestaltungskonzept der Olympischen Spiele 2020:
Zum Vergleich: Hier das Logo der Olympischen Spiele 1964 in Tokio.