
Serviceplan bleibt die Nummer eins
Bilanzstichtag bei Serviceplan in München: Mit einem erneuten Zuwachs festigt die Gruppe ihre Position als Nummer eins unter den Inhaberagenturen. Und investiert antizyklisch.
Heute kann Florian Haller, den Hauptgeschäftsführer der Serviceplan-Gruppe, zu der rund 40 Firmen gehören, nichts aus der Ruhe bringen. Dafür sind die Zahlen, die Haller für das am 30. Juni 2010 abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren kann, zu gut: Zum zweiten Mal in Folge legte Deutschlands größte inhabergeführte Agentur in Krisenzeiten zu und steigerte ihr Gross Income um 6,1 Prozent auf nunmehr 138 Millionen Euro. Ein Jahr vorher, zur Hochzeit der Rezession, lag das Wachstum bei 4,5 Prozent, allerdings floss damals die Akquisition von Saint Elmo’s ein. Zum Vergleich: Die Mitglieder des Agenturenverbands GWA verzeichneten 2009 durchschnittlich ein Umsatzminus von fünf Prozent.
Entgegen dem Branchentrend konnte Serviceplan auch personell aufstocken und beschäftigt 1005 Mitarbeiter (Vorjahr: 977). Auch die Rendite habe sich im Vergleich zum Vorjahr erholt, sagt Haller, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Mit einem Anteil von 43,3 Prozent ist die Keimzelle der Gruppe, Serviceplan, nach wie vor größter Umsatzbringer. Rückgänge bei Verkaufsförderung, Dialog und Event konnten durch Neugeschäft in der klassischen Werbung ausgeglichen werden. So kamen Etats von Müller Milch, Continental oder BMW Motorrad (national) neu auf die Liste. Großkunde BMW übertrug zudem internationale Aufgaben. Gerade setzte sich das Hamburger Office um die Einführung des 1er-BMW durch. Für Haller Beweis, dass "die Klassik beziehungsweise Kampagnen-Agenturen nicht tot“ sind.
Einzig die Media-Agentur Mediaplus musste marktbedingt Federn lassen. Den Preisverfall in den klassischen Medien schätzt Haller auf acht Prozent – davon konnte sich Mediaplus trotz Neugeschäft nicht abkoppeln. Wachstumspotenzial sieht Haller im Bereich Campaign, an den Standorten Berlin und Hamburg sowie im digitalen und internationalen Business. Ohne die Plan.Net-Gruppe, ist sich Haller sicher, würde Serviceplan heute nicht so gut dastehen. Büros gibt es in Zürich, Wien und seit Kurzem auch in Dubai als Tor zum Mittleren Osten (W&V 19/10). Weitere Investments sollen bis zum Jahresende folgen – ob dies in Verbindung mit der Partneragentur Profero Group, London, geschieht, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass Haller das Konzept "Haus der Kommunikation“, wonach alle Disziplinen unter einem Dach angeboten werden, im deutschsprachigen Raum ausbauen will. "Zukäufe sind an strategischen Stellen sinnvoll“, kündigt Haller an. Derzeit liegt der Anteil des internationalen Geschäfts bei acht Prozent.
Serviceplan habe seit Gründung 1970 antizyklisch investiert. "Wir sehen das als Chance, unsere Agentur im Verdrängungswettbewerb in dem von Dienstleistern völlig überbesetzten Agenturmarkt auf Erfolgskurs zu halten.“ Dafür braucht es aber auch qualifizierte Leute. "Der Kampf um die besten Talente ist in Zukunft die größte Herausforderung einer jeden Agentur“, so Haller, der 60 Stellen offen hat. Ein Erfolgsfaktor ist für ihn zudem Kontinuität im Management. Ein kleiner Seitenhieb auf so manches Network.
Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen W&V (EVT: 12.08.2010).