Bitkom zur Buchmesse:
Der große E-Book-Boom bleibt weiter aus
Die Anzahl der E-Books-Fans steigt nicht mehr an. Das geht aus einer Bitkom-Umfrage hervor.
Derzeit liest nur ein Viertel (23 Prozent) aller Bundesbürger digitale Bücher. Im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren ist der Anteil der E-Book-Fans an der Gesamtbevölkerung damit nahezu konstant geblieben. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hervor.
E-Books sind vor allem eine Alterssache: 35 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen digitale Bücher. Unter den 30- bis 49-Jährigen sind es 27 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen 24 Prozent. In der Altersgruppe ab 65 Jahren liegt der Anteil der E-Book-Leser nur bei acht Prozent.
"Grund hierfür könnten die weiterhin sehr hohen Preise sein, die zum Teil nur wenige Cents unter den Preisen der Print-Exemplare liegen", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg wenige Tage vor Beginn der Frankfurter Buchmesse. Die Steuer für E-Books beträgt 19 Prozent, während auf gedruckte Bücher der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent fällig wird. "Die Angleichung der Mehrwertsteuersätze von gedruckten und digitalen Büchern ist seit Jahren überfällig", so die Botschaft von Berg. Das fordert auch die große Mehrheit von 73 Prozent der Bundesbürger.
42 Prozent der Nichtnutzer von E-Books finden die Lesegeräte zu teuer. Ein Beispiel: Amazons günstigster Kindle kostet rund 70 Euro, ähnlich hoch auch der Preis beim Wettbewerber Tolino (je nach Verkäufer). Allerdings entscheidet nicht allein der Preis darüber, ob jemand gedruckte oder digitale Bücher liest. Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) bevorzugen die sinnliche Wahrnehmung von gedruckten Büchern. 38 Prozent geben an, dass sie nicht auf einem Bildschirm lesen wollen. Jedem Vierten (23 Prozent) sind die Lesegeräte zu kompliziert und jeder Fünfte (21 Prozent) würde E-Books gerne verleihen oder verschenken, was aktuell technisch nicht möglich beziehungsweise juristisch untersagt ist.
Zu den Vorteilen der E-Books gehört hingegen, dass sie jederzeit flexibel nutzbar sind. So sagen 86 Prozent der E-Book-Nutzer, dass sie die ständige Verfügbarkeit der E-Books schätzen, knapp sieben von zehn Nutzern kaufen E-Books, weil sie keinen Platz im Regal wegnehmen (69 Prozent) und nur ein geringes Gewicht haben (67 Prozent). Überall Zugriff auf die Bücher zu haben – ob unterwegs oder zu Hause – ist für 62 Prozent wichtig. Sechs von zehn Lesern (60 Prozent) finden gut, dass sie dank E-Books schnell neuen Lesestoff beziehen können.
67 Prozent der E-Book-Fans nutzen E-Reader wie Kindle, Tolino oder Kobo. Das ist ein Plus von mehr als 20 Prozentpunkten im Vergleich zum vergangenen Jahr. Damit liegen die E-Reader weiter auf Rang eins. Sie punkten mit Features wie eine variabel einstellbare Schriftgröße, integrierte Wörterbücher und eine Suchfunktion für markierte Textstellen.
Während die E-Books anscheinend nicht weitere Fans anziehen, sieht die Bitkom noch Potenzial in einem anderen Segment: Knapp jeder Dritte (31 Prozent) nutzt mittlerweile Hörbücher. Allerdings geschieht das meist noch gelegentlich und nicht regelmäßig. Nur jeder zehnte Nutzer (10 Prozent) greift mindestens einmal pro Woche zum Hörbuch. Jeder Siebte (15 Prozent) kann sich vorstellen, künftig Hörbücher anzuhören. "Beim Hörbuch-Hören lassen sich prima andere Dinge erledigen – beim Lesen von Text ist das nur schwerlich möglich", bringt es Berg auf der Punkt. Viele lassen sich die Bücher etwa beim Autofahren oder beim Sport vorlesen.
Zwar hören 53 Prozent der Nutzer Hörbücher über den klassischen CD-Player. Dann folgen aber mobile Abspielgeräte wie Smartphone (23 Prozent), Tablet (13 Prozent) und MP3-Player (12 Prozent).
So sorgen unter anderem bekannte Sprecher dafür, dass Hörbuch-Nutzer sogar zur Audiovariante greifen, wenn sie das Buch schon gelesen haben: Beinahe jeder Vierte (23 Prozent) gibt an, dass er überwiegend Hörbücher mit bekanntem Inhalt hört. Knapp zwei Drittel sagen, dass sie überwiegend Bücher auf diese Weise konsumieren, die sie noch nicht gelesen haben.