Facebook / Lesetipp:
"Fake News" aufdecken oder unerwünschte Posts filtern?
Princeton-Studenten haben ein Programm geschrieben, das Falschmeldungen aufdeckt. Von Facebook gibt es das nicht, stattdessen den Prototypen einer Zensursoftware für China.
Wer eine Zensursoftware schreiben kann, kann eigentlich auch eine programmieren, die Fake News aufdeckt? Könnte man meinen. Zumal letzteres offenbar gut von der Hand geht. Princeton-Studenten haben ein Programm geschrieben, das Falschmeldungen entdeckt. Von Facebook gibt es das nicht, stattdessen einen Prototypen für Zensur-Software für China, berichtet die "New York Times". Die "SZ" stellt das Studentenprogramm gegen "Fake News" vor. Eine merkwürdige Diskrepanz.
Denn offenbar ist es nicht sonderlich kompliziert, ein Programm zu schreiben, das erfundene Facebook-Meldungen erkennt. Wird eine "Fake News" identifiziert, bietet die Software dem Nutzer einen Link zur korrekten Meldung an. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" schildert es der 18-jährige Student Anant Goel so, dass der Programmier-Workshop an der Uni 36 Stunden dafür gebraucht habe. Er räumt aber ein: "Unser Projekt haben wir ja in einem kleineren Rahmen entwickelt. Würde Facebook so etwas machen wollen, wäre der Aufwand viel größer, man bräuchte viele Techniker."
Die Funktionsweise der Studentensoftware ist einfach, wird aber Freunde von Verschwörungstheorien und "Lügenpresse"-Rufer nicht zufriedenstellen, denn: Sie sucht zu Tatsachenbehauptungen andere Artikel über das gleiche Thema, "um zu prüfen, ob die Behauptungen zutreffen. Dafür und für seriöse Quellen vergeben wir sogenannte Wahrheitspunkte. Ab einem gewissen Schwellenwert ist der Link verifiziert", erklärt Goel. Diese seriösen Quellen bewertet das Programm auf Basis einer von den Studenten angelegten Liste mit vertrauenswürdigen Quellen: "Darin stehen Medien, die ihre Informationen üblicherweise überprüfen - wie die 'New York Times'. Danach wird der Inhalt geprüft."
Apropos "New York Times": Die Zeitung berichtet aktuell darüber, dass Facebook ein Zensurprogramm geschrieben hat, um wieder Fuß fassen zu können in China. Die Software kann die Anzeige bestimmter - unerwünschter - Posts unterdrücken. Was der chinesische Facebook-Nutzer zu sehen bekäme, liege bei einem Partnerunternehmen, dass Thementrends verfolge und kontrolliere. Soweit die Funktionalität - eingesetzt werde das Programm aber nicht, es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass Facebook den chinesischen Behörden die Software angeboten habe. In China ist Facebook seit 2009 gesperrt.
Gegen "Fake News", erklärte Mark Zuckerberg kürzlich, werde Facebook künftig stärker vorgehen. Hoffentlich machen das seine Nutzer mit: Die lieben einer Untersuchung zufolge nämlich ihre "Fake News".