Facebook hat es aber selbst einmal geschafft, bei null anzufangen und dann die Marktführerschaft zu übernehmen. Als Facebook nach Deutschland kam, galt StudiVZ als gesetzt.

Ja, aber es gibt einen großen Unterschied: Facebook hat sich frühzeitig als Universal-Angebot für alle Altersstufen geöffnet und konnte damit eine breitere Zielgruppe als StudiVZ abdecken. Das ist die große Stärke von Facebook - auch wenn die Benutzerführung immer noch nicht begeistert. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Facebook in diesem Punkt noch besser wird.

Welche Rolle spielt das Marketing im Wettbewerb zwischen Google und Facebook?

Sie könnte eine sehr große Rolle spielen. Ich wundere mich, dass Google den Start von Google Plus so zögerlich kommuniziert, das wirkt alles ein bißchen ängstlich. Eigentlich hätte es einen Big Bang mit offensiver Werbung geben müssen, eine richtig starke Kampagne.

Was empfehlen Sie Kunden, die Sie nach Google Plus fragen?

Ich rate Ihnen, Google Plus zu beobachten, aber zunächst noch abwarten.

Im deutschen Markt zeichnet sich ja noch ein zweiter Wettbewerb zwischen Platzhirsch und Newcomer ab: Xing gegen Linkedin. Beide sind ähnlich positioniert. Ihrer Theorie nach müsste Xing als First Mover klar an der Spitze bleiben.

So lange Xing innovativ ist, wird Xing auch vorne mitspielen. Ich glaube nicht, dass Linkedin den nächsten Jahren eine dominierende Stellung einnehmen wird.

Das Interesse an Linkedin scheint aber zu wachsen. Zumindest geht der Trend zum Zweitprofil: Man ist auf Xing und sicherheitshalber auch nochmal bei Linkedin - und sei es auch nur, um nichts zu verpassen.

Das stimmt, aber bei B-to-B-Netzwerken gelten andere Regeln als bei Facebook. Xing und Linkedin sind wichtig für die Eigenvermarktung, da schadet es nicht, auf beiden Plattformen präsent zu sein. Es kostet ja auch nichts. Das ist bei einem B-to-C-Netzwerk wie Facebook anders. Das ist zwar auch gratis, aber wenn Sie Spaß daran haben wollen, müssen Sie schon ein bißchen Zeit und Aufmerksamkeit investieren. Da macht es dann eher Sinn, sich auf eine Plattform zu konzentrieren.

Jeder Boom geht irgendwann zu Ende. Wann ist es bei Social Media soweit?

Noch lange nicht. Die Euphoriekurve steigt zwar nicht mehr kontinuierlich an. Aber es gibt einen Trend, der das Thema Social Media vielleicht noch attraktiver macht: F-Commerce und die Weiterentwicklung sozialer Netzwerke zu Absatz- und Handelskanälen. Hier wird sich noch viel tun.

Wie organisieren Sie eigentlich bei BBDO Ihre Social-Media-Expertise? Gibt es wie bei Scholz & Friends eine Stabstelle oder regeln Sie das dezentral?

Beides. Wir binden Social-Media-Experten in die einzelnen Teams ein und geben damit auch die Kraft und das Wissen der Digitalmarke Proximity innerhalb der BBDO-Gruppe weiter. Gleichzeitig ist es uns wichtig, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren. Da kooperieren wir zum Beispiel mit der Deutschen Dialogmarketing Akademie. Aber mit unserem neuen Digitallab gibt es zusätzlich eine zentrale Unit, die sich ganz auf digitale Entwicklungen konzentrieren kann.