
Movember:
"Mit jedem Schnauzer werden die MoBros zum Werbeplakat"
Demnächst könnte wieder die Zahl der Schnauzer bei Männern ansteigen, denn der "Movember" steht vor der Türe. Für Justin Coghlan (JC) ist der Bart Pflicht, immerhin ist er einer der Mitgründer des Aktion. W&V Online spracht mit ihm über die Bedeutung des Social Web für Movember und darüber, wie die ganze Idee entstanden ist.
Demnächst könnte wieder die Zahl der Schnauzer bei Männern ansteigen, denn der "Movember" steht vor der Türe. In Deutschland rufen beispielsweise der Männersender Prosieben Maxx oder das Männermagazin "GQ" dazu auf, mitzumachen. Denn der elfte Monat des Jahres wird seit Jahren von der Movember-Stiftung genutzt, um auf das Thema Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam zu machen. Jeder "MoBro", der sich einen Schnurrbart stehen lässt, wird zum Botschafter für Movember. Für Justin Coghlan (JC) ist der Bart Pflicht, immerhin ist er einer der Mitgründer des Aktion. W&V Online sprach mit ihm über die Bedeutung des Social Web für Movember und darüber, wie die ganze Idee entstanden ist.
JC, Movember fing als Bar-Wette unter Freunden an. Wie wurde aus dem Spaß eine Stiftung?
2003 war ich mit ein paar Kumpels auf ein Bier in Melbourne. Irgendwann kam das Gespräch auf Mode-Trends und wir fragten uns, was eigentlich mit dem Schnauzbart passiert. Wir witzelten, dass man den doch wieder in Mode bringen müsste. Diese ersten 30 MoBros ließen sich ihre Schnauzer mit so großem Enthusiasmus wachsen, dass 2004 die Entscheidung getroffen wurde, mit dem Konzept etwa Sinnvolles zu tun. Dann haben wir angefangen über das Thema Männergesundheit zu recherchieren. Irgendwann haben wir uns geeinigt, mit der Aktion Initiativen gegen Prostata-Krebs zu unterstützen – das ist immerhin in Australien bei Männern eine der am häufigsten auftretenden Krebsarten. The Prostate Cancer Foundation of Australia war dann der Empfänger der 54000 Dollar, die wir 2004 einnahmen. Das war die höchste Einzelspende, die die Stiftung jemals erhalten hat. Von da an wussten wir, dass wir wirklich etwas bewegen können.
Wie wurde die Kampagne zu einem weltweiten Erfolg?
Unsere Leitlinie ist es, nur in einen neuen Markt einzutreten, wenn es dort schon eine Unterstützer-Basis gibt. Word of Mouth, die Leidenschaft und das Commitment der MoBros und MoSistas sowie die unglaubliche Kraft des Internets haben dazu beigetragen, dass die Kampagne weltweit bekannt wurde.
Welche Social- Media-Plattformen nutzen Sie?
2003 gab es noch kein Facebook und generell war Social Media damals nicht gerade sehr weit oben auf unserer Agenda. Unsere Gemeinschaft hat sich über Word of Mouth entwickelt. Denn: Mit jedem neuen Schnauzer werden die MoBros auch zum laufenden und sprechenden Werbeplakat für unsere Kampagne. Vor dem Hintergrund wird klar, dass Social Media definitiv ein Medium war, mit dessen Hilfe wir über die letzten Jahre hinweg groß wurden. Aktuell haben wir in 21 verschiedenen Ländern Facebook-Seiten und Twitter-Accounts für die offiziellen Kampagnen und weltweite Instagram-, Youtube-, Flickr-, und Google+-Accounts. Der wirklich wichtige Punkt bei Social Media ist aber, es der Community leicht zu machen, die Idee in ihren Netzwerken zu verbreiten. Das hat bisher sehr gut funktioniert. Die Kampagne in der letzten Saison generierte 2,3 Millionen Gespräche über Männergesundheit. Am wichtigsten ist aber, dass wir wissen, dass sie Leben retten kann. Wir erhielten eine Email: Ein zwanzigjähriger Mann, der über unsere Facebook-Seite auf Movember aufmerksam geworden war, untersuchte sich daraufhin und fand einen Knoten. Er ging zum Arzt und die Behandlung rettete sein Leben.
Auf welchen Social-Media-Plattformen sprechen User über Movember?
Auf ziemlich allen Social-Media-Plattformen. Es gibt Pinterest-Boards, Snapchats, Mo-Playlists auf Spotify und Last-FM, Dinge wie Schnauzer-Reisen auf Tumblr.
Wie hoch ist die Reichweite auf den einzelnen Kanälen?
Ich kann nur über unsere eigenen, offiziellen Seiten sprechen. Auf Facebook haben wir mehr als 520.000 Follower, bei Twitter sind es über 135.000, auf Instagram über 22.000. Außerdem gab es im vergangenen Jahr auf Instagram 937 000 #Movember-Posts und auf Twitter 1,6 Millionen Erwähnungen.
Würde es sich finanziell lohnen, Werbung auf der Website zu schalten?
Nein, das glauben wir nicht. Unsere Website soll Menschen involvieren und auf die Kampagne aufmerksam machen, genauso wie sie auf die Fälle aufmerksam zu machen, für die unsere Stiftung Geld sammelt – Prostata- und Hodenkrebs. Die Aufmerksamkeit und Information zu diesen Themen ist ebenso wichtig für uns wie die Spenden. Wir wollen den Platz lieber dafür nutzen, Leute zu informieren, als dort Werbung zu schalten. Für administrative Kosten geben wir nur rund 13 Prozent unserer Einnahmen aus. Das ist ziemlich gut, im internationalen Vergleich liegt diese Zahl zwischen 15 und 20 Prozent.
Warum engagieren Sie sich für das Thema Männergesundheit?
Wenn man es herunterbricht, ist es ja so, dass die Lebenserwartung von Frauen sechs Jahre länger als die von Männern ist. In Deutschland sind das etwa fünf Jahre. Dafür gibt es zahlreiche und sehr komplexe Gründe. Die Movember Stiftung will diese Denkart ändern, indem sie dieses ernste Thema aus einer humorvollen Perspektive angeht. Indem wir den Bart als eine Art Symbol einsetzen, wollen wir Veränderung schaffen und Männern die Möglichkeit und das Selbstvertrauen geben, über ihre Gesundheit zu lernen, zu sprechen und zu handeln, wenn es nötig wird. Die Aktion soll Prostata- und Hodenkrebs zum Gespräch machen und natürlich auch Spenden für engagierte Stiftungen sammeln.
Ist Movember inzwischen ein Full-Time-Projekt für Sie geworden?
Wir haben vier Millionen Männer aus über 21 verschiedenen Ländern dazu gebracht, sich im Movember einen Bart stehen zu lassen. Unsere Kampagne schiebt jährlich Milliarden von Konversationen an und hat bisher mehr als 409 Millionen Euro Spenden gesammelt, die Hilfsorganisationen für Männergesundheit zugute kommen. Wir glauben an die Zusammenarbeit und vernetzen und unterstützen daher die besten medizinischen Mitarbeiter weltweit. Wir arbeiten an zwei dringenden Anliegen: Erstens: schnell einen Punkt zu erreichen, an dem niemand mehr an Prostata- oder Hodenkrebs sterben wird. Zweitens: Die Diskriminierung von Männern und Jungen mit psychischen Problemen zu stoppen. Diese Aufgabe erfordert natürlich den vollen Einsatz eines Teams.