Mitarbeitermotivation:
So geht Mitarbeiterbindung
Damit er seinen Sohn auf der Intensivstation pflegen kann, spendeten Chefs und Mitarbeiter ihre Überstunden. Ein Lehrstück in Sachen Solidarität und Mitarbeiterbindung.
Das kann kein Managementseminar, kein Unternehmensleitfaden, kein Führungskräfte-Coaching - die Menschlichkeit trainieren. Der Berliner Chef eines weltweit operierenden Herstellers für Testsysteme hat Herz gezeigt und gleich reagiert, als ein Außendienstmitarbeiter in Not geriet.
Als dieser bei MTS Systems unbezahlten Urlaub nehmen wollte, um weiterhin seinen Sohn auf der Intensivstation betreuen zu können, kamen Chef und Betriebsrat auf eine ganz andere Idee: Die Kollegen könnten doch ihre Überstunden spenden, damit der Kollege auch weiterhin für seine Familie aufkommen und gleichzeitig bei seinem Sohn sein könne. Auch die Chefs selbst spendeten ihre Überstunden, wie die "Bild" berichtet.
930 Überstunden, fast ein halbes Jahr Arbeitszeit kamen für den Außendienstarbeiter nach dem Email-Appell zusammen. Mittlerweile geht es dem Jungen besser, der Vater arbeitet wieder. Noch hat er ein paar Überstunden auf dem Konto übrig, die er dann abfeiern könnte, wenn die nächste OP für den Sohn ansteht.
Menschlichkeit, Familienfreundlichkeit und Solidarität unter den Mitarbeitern ist auch im immer härter werdenden War for talents ein ernstzunehmender Pluspunkt für einen Arbeitgeber. Auf Kununu weist MTS Systems mit immerhin 4,1 von fünf Punkten gute Noten aus. Gelobt wird neben der guten Bezahlung vor allem auch das gute Betriebsklima. "Es wird permanent daran gearbeitet, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Fluktuationsrate ist sehr gering, die meisten Mitarbeiter kommen gerne zur Arbeit", schreibt ein Angestellter in einer aktuellen Bewertung. Auch am Hauptsitz von MTS Systems, in den USA, übt man sich regelmäßig in sozialem Engagement: Dort werden Charity-Veranstaltungen mit Mitarbeitern organisiert und einmal im Jahr ein Tag eingeschoben, an dem Väter mit ihren Kindern Wasser-Raketen bauen.