Haben Sie sich während Ihrer Karriere je von Männern ausgebootet gefühlt?
Es ist ja nicht so, dass Männer Frauen "rausmobben", sie grenzen sie sogar meist nicht mal bewusst aus - das funktioniert viel subtiler. Es gibt den Begriff der "homosozialen Orientierung", der bedeutet vereinfacht gesagt, dass Gruppen sich unter ihresgleichen immer wohler fühlen, und deshalb dazu tendieren, das Gleiche im anderen zu suchen und Abweichungen versuchen zu vermeiden. Konkret heisst das, dass in Bewerbungssituationen derjenige - oder besser: diejenige - es am schwersten hat, die ihrem Gegenüber am wenigsten gleicht. Das ist auch ein Grund, weshalb ich eine Befürworterin der Frauenquote zum Beispiel in den Medien bin. Männer - und die sind es ja, die in der Regel diese Jobs zu vergeben haben - trauen Frauen eher zu, eine Frauenzeitschrift zu leiten, als zum Beispiel ein Nachrichtenmedium. Männer hingegen trauen Männer die Chefredaktion eines Frauenmagazins ohne weiteres zu.

Glauben Sie, dass Kinder tatsächlich einen Karriereknick für Frauen bedeuten?
Ganz sicher bedeuten sie das. Mütter mit kleinen Kindern werden weniger gern eingestellt - das Kleine könnte ja von einem zum anderen Tag krank werden. Es ist ja leider auch so, dass die meisten Mütter, wenn sie weitereinsteigen, das nur in Teilzeit tun. Und wer einige Jahre "nur" halbtags gearbeitet hat, schafft keinen Karrieresprung mehr, das bestätigen leider die Statistiken.


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.