Jüngere führen Medienwandel an

Neben der unverändert großen Relevanz des klassischen Fernsehens (die bereits Studien von SevenOne und IP attestierten) gewinnt Bewegtbildnutzung über andere Plattformen und Geräte an Bedeutung, schreiben die Forscher. Dies trifft vor allem auf die Jüngeren zu.

Der ZDF-Intendant und stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission Thomas Bellut: "Nach wie vor erfährt das konventionelle Fernsehen trotz steigender TV- und Videoangebote im Internet die meiste Aufmerksamkeit. Auch bei Jüngeren, wenngleich sich hier der Medienwandel erkennen lässt."

Der Intendant des Hessischen Rundfunks und Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission Manfred Krupp: "Das mobile Internet gibt dem seit Jahren zu beobachtenden Medienwandel einen weiteren Schub. Neben handybegeisterten Jugendlichen sind inzwischen auch immer mehr ältere Nutzer 'always on'. Die absehbaren Konsequenzen für die Medienmärkte und das Nutzungsverhalten sind eine große technische und inhaltliche Herausforderung für alle Anbieter. Es wird darauf ankommen, die eigenen Stärken von den noch dominanten klassischen Verbreitungswegen auf die neuen Plattformen zu übertragen."

Das versuchen unter anderem die Fernsehmacher, öffentlich-rechtliche wie private, fleißig. ZDF-Intendant Bellut: "Dem begegnen wir mit dem Relaunch unserer ZDF-Mediathek noch in diesem Jahr, indem wir unsere Inhalte nutzerfreundlich, zeitunabhängig und auf allen Plattformen, also auch mobil, verfügbar machen."

Ältere lassen Internetnutzung wachsen

Da praktisch jeder jüngere Mensch regelmäßig oder zumindest gelegentlich das Internet nutzt, gehen die Zuwächse vor allem auf die älteren Menschen zurück. So stieg etwa der Anteil bei der Altersgruppe ab 60 Jahre, die zumindest gelegentlich online geht, innerhalb eines Jahres von 50,4 auf 56,6 Prozent.

Flacher wird es erst bei 70 plus: Während 2016 nahezu jeder der 14- bis 49-Jährigen online war sowie 82 Prozent der 50- bis 69-Jährigen, nutzen mit 45 Prozent weniger als die Hälfte der ab 70-Jährigen das Internet.

Erstmals ist dabei das Smartphone mit 66 Prozent und einem Zuwachs von 14 Prozentpunkten das meistgenutzte Gerät für den Internetzugang - noch vor dem Laptop mit 57 Prozent.

Täglich verbringen die Deutschen 2:08 Stunden online. Dies ist ein Zuwachs von 20 Minuten gegenüber dem Vorjahr. Dabei verbringen Nutzer, die auch mit mobilen Geräten online gehen, täglich 2:43 Stunden und damit 35 Minuten mehr im Internet.

Am liebsten kommunizieren und Medien nutzen

Der größte Teil der Internetaktivitäten entfällt auf Kommunikation (39 Prozent), danach folgen Medien (25 Prozent). Dabei entfallen auf die Mediennutzung, also TV oder Videos sehen, Audios oder Radio hören bzw. Nachrichten oder Artikel im Netz lesen, täglich rund 34 Minuten, wobei nur rund elf Minuten pro Tag mit dem Ansehen von Fernsehsendungen bzw. -beiträgen oder Videos verbracht werden. Im Vergleich zu 2014 ist hier keine Entwicklung festzustellen.

Ferngesehen wird auf der großen Glotze. (ARD/ZDF)

Insbesondere bei der Nutzungsdauer besteht nach wie vor ein enormer Abstand zwischen der herkömmlichen Fernsehnutzung und der Online-Bewegtbild-Nutzung. In der jüngeren Zielgruppe, 14 bis 29 Jahre, hat Onlinebewegtbild allerdings eine höhere Relevanz und liegt bei 30 Minuten. Treiber sind hier vor allem die Youtube-Stars der 14- bis 19-Jährigen.

Unabhängig von der Nutzungsdauer und bezogen auf die Zahl der Menschen, die täglich Videos und Audios im Internet nutzen, ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen: 26 Prozent der Gesamtbevölkerung nutzen täglich Bewegtbild (+6 Prozentpunkte), bei 14- bis 29-Jährigen sind es 58 Prozent (+4 Prozentpunkte), bei den über 60-Jährigen 8 Prozent (+6 Prozentpunkte). Ähnlich verhält es sich bei Audioinhalten: 16 Prozent der Bevölkerung hören täglich über das Internet Radio, Musik bspw. bei Streaming-Dienstleistern oder Podcasts (+2 Prozentpunkte). Wöchentlich sind es 33 Prozent (+7 Prozentpunkte).

Am liebsten Facebook und Instagram

Mit Zuwächsen gegenüber 2015 ist gut jeder Fünfte (22 Prozent) täglich auf Facebook, und sogar fast die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung nutzt täglich Whatsapp (49 Prozent). Snapchat, insbesondere bei Teenagern beliebt, erreicht aktuell 4 Prozent tägliche Reichweite, noch hinter Instagram mit 7 Prozent.

Facebook führt im Social Web. (ARD/ZDF)

Zur Studie

Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016, für die vom 21. März bis 8. Mai 2016 bundesweit repräsentativ 1.508 deutschsprachige Erwachsene in Deutschland durch das Institut GfK MCR befragt wurden, sind in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift "Media Perspektiven" (Heft 9/2016) dokumentiert und online abrufbar. Erstmalig wurde die Festnetzstichprobe im so genannten Dual-Frame-Verfahren um eine Stichprobe auf Basis von Mobilfunknummern im Verhältnis 60:40 ergänzt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie fasst übrigens die "Tagesschau" so zusammen:


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.