Aldis Werbestopp trifft Verlage
Der Verzicht auf Printwerbung von Aldi Süd in Teilen Baden-Württembergs ist für die dortigen Verlage bitter. W&V-Redakteurin Julia Kloft hat sich bei den Medienhäusern umgehört.
Der Verzicht auf Printwerbung von Aldi Süd in Teilen Baden-Württembergs ist für die dortigen Verlage bitter. Bis zum Jahresende will der Discounter verstärkt Direktwerbung als Alternative testen.
Zahlreiche Regionalblätter sind betroffen, besonders die Zeitungsgruppe Stuttgart. Bernhard Reese, Geschäftsführer der Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, bestätigt, dass der Discount-Riese seit Mitte März nicht mehr in seinen Titeln wirbt: „Es bedeutet für uns einen erheblichen und schmerzlichen Einschnitt im Umsatz. Aldi war unser wichtigster und über viele Jahre treuer Kunde.“ In der Anzeigengemeinschaft Stuttgart sind die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“ verbunden sowie 25 weitere Partnerzeitungen. An der Entscheidung für den Test sei „aktuell nichts mehr zu ändern“, sagt Reese. Die diesbezüglichen Gespräche seien vorerst abgeschlossen.
Thomas Baumann, Verlagsleiter der Südwestpresse Ulm mit 28 Titeln, betont die Komplexität des Tests: „Es gibt in der betroffenen Region der Südwestpresse vier Testszenarien.“ In bestimmten Blättern wirbt Aldi wie bisher, in anderen gar nicht mehr. Zudem gibt es eine Kombi-Variante aus Direktwerbung und verstärker Abverkaufswerbung in Zeitungen sowie eine Kombination aus Prospekten und halbseitigen Zeitungsanzeigen.
Auch Rainer Wiesner, Chef des Konstanzer „Südkuriers“, bestätigt, Aldi habe sich „für einen neuen Mediamix in unserer Region entschieden“, betont aber, dass zu diesem „weiterhin Tageszeitungsanzeigen gehören“. Gerhard Haeberle, Anzeigenchef des „Mannheimer Morgens“, weist hingegen einen Bericht zurück, wonach sein Blatt von Aldis Test betroffen sei.
Markus Ruppe, Geschäftsführer der Zeitungs Marketing Gesellschaft (ZMG), ist sicher, dass Aldi Süd nach dem Test zur Zeitungsanzeige zurückkehrt: „Anzeigen in Tageszeitungen haben gegenüber Prospekten oder Kundenmagazinen zwei entscheidende Vorteile. Sie sind in einem glaubwürdigen Umfeld platziert, und sie sind vor allem unschlagbar aktuell.“
So legen Discounter die Produktpreise oft sehr kurzfristig fest, damit die Konkurrenz sie nicht unterbietet. Aldi Süd bittet um Verständnis, eine Anfrage von W&V „aus grundsätzlichen Erwägungen“ nicht zu beantworten. Basierend auf Nielsen-Zahlen gab der Konzern in Deutschland 2009 schätzungsweise 190 Millionen Euro für Werbung aus.