
Anwalt geht gegen "Bild"-Geburtstag vor
Mit der Aktion "Bild für alle" macht sich der Springer-Verlag nicht nur Freunde. Weil Springer auch Werbeverweigerer beliefern will, verteidigt ein Kölner Anwalt seinen Briefkasten jetzt per Unterlassungs-Erklärung.
Am 23. Juni 2012 soll es so weit sein. Dann will der Springer-Verlag die "Bild" gratis an 41 Millionen Haushalte in Deutschland verteilen. Zum 60. Geburtstages der Boulevard-Zeitung sollen auch Werbeverweigerer in den Genuss einer Sonderausgabe kommen. All jene also, die an ihrem Briefkasten ein "Bitte keine Werbung"-Schild geklebt haben. In Anwaltskreisen stößt die Gratislieferung jetzt auf herbe Kritik.
Der bloggende Anwalt Andreas Schwartmann aus Köln untersagt dem Verlag die Zustellung per schriftlicher Erklärung. Und stellt das Anschreiben als Muster ins Netz. Schwartmann sieht sein Recht auf informelle Selbstbestimmung verletzt und sagt: "Erst wirbt die Bild-Zeitung mit dem Slogan 'Bild Dir Deine Meinung'. Jetzt will sie unsere Meinung bilden, indem sie sich aufdrängt".
Auf seinem Blog schreibt er weiter, dass die Verteilung an Werbeverweigerer sogar rechtens ist. Das Oberlandesgericht in Hamm hat am 14. Juli 2011 ein Urteil gefällt, nach dem ein "Keine Werbung"-Aufkleber nicht für kostenlose Anzeigenblätter mit lose eingelegten Prospekten gilt. Nur wer dem Verlag schriftlich mitteilt, "Bild" am 23. Juni nicht erhalten zu wollen, sei rechtlich auf der sicheren Seite. Sollte Springer die Ausgabe trotzdem in den Briefkasten stecken, droht dem Verlag eine Abmahnung.
Am 18. Januar berichtet W&V Online, dass der Springer-Verlag am 23. Juni 2012 alle Haushalte in Deutschland mit einer Bild-Zeitung beliefern will. Auflage: über 40 Millionen. Anzeigenpreis für eine Seite: satte vier Millionen Euro. Die Ausgabe wird nicht tagesaktuell sein, sondern Editions-Charakter haben. Darin will der Verlag einen Bogen spannen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er wirbt in den Mediadaten mit der "größten Auflage aller Zeiten."