Ist das so?

Immerhin hat gerade erst ein Mann, der als die Karikatur eines "Playboy"-Lesers alter Garde durchgeht, in den USA gezeigt, dass platte Sprüche, noch plattere Anmachen und Prunk & Protz mehrheitsfähig sind. Takt, Respekt und politische Korrektheit werden mancherorts deshalb schon als Auslaufmodelle gehandelt.

Und ausgerechnet jetzt kommt der "Playboy" also mit Liebe.

Ist das Pech - oder schlechtes Timing?

"Echte Liebe - das ist mehr als nur Spaßhaben", schreibt Chefredakteur Florian Boitin im ersten Editorial nach dem Relaunch. Liebe definiert der Duden als "starkes Gefühl des Hingezogenseins". Nicht als reine Hin- bis hin zur Selbstaufgabe. Das ist modern, lieben wir doch heute auch gut gemachte Serien, einen besonders alten Whisky oder (laut Werbeaussage) ein Fastfoodrestaurant. Und das, nicht etwa der Romeo-und-Julia-Ansatz von Liebe, ist der Gedanke, den der neue alte "Playboy" pflegt.

Keine Angst vor großen Gefühlen

Die ist unbegründet. Alles, was vorher seinen Platz im "Playboy" fand, finden wir auch in der Relaunch-Ausgabe 1/2017. Puh! Der "Playboy" und seine Leser lieben hübsche nackte Frauen, harte Kerle, geläutert**, Sportwagen (wahlweise: Sportjachten), Luxushotels, gutes Essen nebst einem guten Tropfen, Extremsportler und Abenteurer, Technikspielzeug, Witze auch.

Große Erleichterung: Der Leser muss sich nicht ändern, nur weil an seinem Spielplatz nun ein anderes Motto hängt.

"Mein Schlitten & ich" gibt es im alten (l.) wie im neuen "Playboy". Nur sorgt jetzt eine Randspalte für Ordnung.

Was ist anders?

Tatsächlich vor allem das Layout. Mehr Luft, mehr Weißraum hat Art Director Stefan Müller dem Heft spendiert. Kleinere Meldungen von Kurzinterviews über Essen & Trinken bis Technik, vorher teils auf die Ressorts verteilt und teils in der Rubrik "Radar" versammelt, laufen ab sofort alle vorn in der Kategorie "Update".

Das Ressort "Menschen & Storys" hat nun den neuen Titel "Reportagen & Porträts"***, alle Bunnys führt das Inhaltsverzeichnis zusammen unter "Erotik".

Schon das neue Editorial (r.) im Vergleich mit dem früheren Layout zeigt: mehr Luft, mehr Ordnung.
Leichte Umstrukturierung der Themen, klarere Schriften im neuen Layout (r.).

Und: Der "Playboy" macht Schluss mit "Schluss mit lustig". Die Ralf Husmann-Kolumne, bisher auf der letzten Seite als Heftausstieg zu finden, steht jetzt am Ende von "Update" im vorderen Heftteil. Gleich in der ersten "Alles, was Männer lieben"-Ausgabe widmet sich Husmann dem Spaß. Und ob der "echte Spaß" in "Zeiten von Mango-Senf und Sexspielzeug noch möglich" ist.

Husmanns Kolumne vor (l.) und nach dem Relaunch: Erst geht es um Liebe (und Gewalt) - dann um Spaß.

Ralf Husmann beginnt mit der guten alten Zeit – und skizziert die moderne Welt als eine, in der aus Partykellern Fitnessräume geworden sind und Sex nicht mehr scharf ist, weil man heute "Werkzeug" dafür braucht. "Überkandidelt" findet er das. Und sagt dem Bewussten, politisch Korrekten und Abgehobenen den Kampf an.

Wenn das für den neuen "Playboy" steht, finden wir das gut. Nur das alte Motto hätte er ehrlicherweise dann gleich behalten können.

* siehe Interview mit Mark Wahlberg in "Playboy" 12/2016

Interview mit Mark Wahlberg: geläuterter echter Kerl ("Playboy" 12/16).

** siehe Interviews mit Kiefer Sutherland und Billy Bob Thornton in "Playboy" 1/2017

Interview mit Kiefer Sutherland: geläuterter echter Kerl ("Playboy" 1/17) - in aufgeräumter Optik.

*** Angekündigt hat der Verlag, das Burda-Unternehmen Playboy Deutschland Publishing, dass es hier um Menschen gehen wird, die ihre Träume leben. Das ist dann zum Beispiel der Mixed-Martial-Arts-Profi Sascha Sharma, der als Kind gelähmt war. Oder der frühere Puma-Manager Jochen Zeitz, der nun eine Öko-Luxus-Lodge in Kenia betreibt. Ein großer Unterschied zu früher ist uns nicht aufgefallen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.