Was bewegt ein kommerzielles Unternehmen, ein gemeinnütziges Projekt zu starten?

Wir sind Medienunternehmer und wir möchten etwas zur Integration von Flüchtlingen beitragen. Fernsehen ist ein starkes emotionales Medium, das Wissen sowie Informationen super vermittelt. Wir glauben, dass sich das Fernsehen sehr gut dazu eignet, die Integration von Flüchtlingen zu unterstützen. 

Was bedeutet Gemeinnützigkeit denn genau?

Für uns geht es vorrangig um die Sache und nicht um den Kommerz. Deshalb sind wir gerade dabei, eine gemeinnützige GmbH zu gründen. Wir stellen sicher, dass alle Gelder zu 100 Prozent in das Projekt investiert werden.

Sendestart ist der 6. September. Wie wird das Programm genau aussehen?  

Es wird eine Kombination aus Fremdcontent und unserer eigenen Studioproduktion "Studio H2D" sein. Für letztere haben wir Moderatorin Emily Whigham gewonnen, die Gäste bei sich im Studio empfängt. Dabei stellen wir verschiedene Apps vor, laden Flüchtlinge ein, die über Alltagssituationen sprechen oder Experten, die über ihre Erwartungshaltung an den Arbeitsplatz zum Beispiel reden. Wir sehen uns als Serviceportal für Flüchtlinge.

Was genau heißt das?

Wir haben es mit einer sehr heterogenen Zielgruppe zu tun. Wir greifen einfache Alltagsthemen auf und versuchen Flüchtlingen das Leben und die Kultur in Deutschland näher zu bringen. Wie funktioniert das mit der Apotheke, Verkehrsregeln oder der Spracherwerb. Es geht hier nicht darum, Politik zu machen. Das müssen andere übernehmen. Wir möchten das ganze Thema komplett versachlichen. Wir verweisen dann auch auf Initiativen in Deutschland und zeigen den Leuten, wo sie mehr Informationen herbekommen können.

Wie finanziert sich das Projekt?

Bisher alleine durch Eigenmittel. Mein Partner Alexander Trauttmansdorff und ich investieren bereits seit einem Jahr Geld und Zeit in das Projekt – neben dem eigentlichen Geschäft. Die Entwicklung eines TV Senders ist leider sehr kostspielig. Glücklicherweise, haben wir viel Unterstützung von Partnern bekommen. Dazu zählt z. B. die Münchener Agentur „Me Happy“, die unser TV Design gemacht hat, unsere Distributionspartner Unitymedia und Astra und Contentlieferanten wie France 24 und Euronews. Wir haben unterschiedliche Leute angesprochen, die uns alle geholfen haben. Wir erfahren in der Medienbranche eine enorme Unterstützung. Alleine wären wir gar nicht in der Lage, so ein Projekt anzuschieben.

Können Sie sich vorstellen, Werbung zu schalten? Wenn ja, wie und wer?

Ja, das würden wir gerne tun. Wir sind in der nächsten Stufe darauf angewiesen, dass wir finanziert werden. Bei uns können Unternehmen Werbung schalten oder Stiftungen und Organisationen ihre Projekte präsentieren. Damit wären wir dann in der Lage, Redaktionscontent einzukaufen und den Sender auszubauen. Neben Stiftungen und Organisationen können wir uns jede Form von Unternehmen vorstellen, ob es jetzt Banken oder Autohersteller sind, die das Projekt gerne unterstützen möchten. 

Gibt es bereits ähnliche Formate?

Nein, bisher noch nicht. Es gibt im Internet YouTube Channels, die sich an Flüchtlinge richten. Da gibt es zum Beispiel diesen jungen Syrer in Berlin, Firas Alshter, der auf humorvolle Art die Lebenssituation hier in Deutschland beschreibt. Der Unterschied ist aber, dass wir ein Fernsehsender sind.

Was unterscheidet H2D von dem Flüchtlingsprogramm der Deutschen Welle?

Die Deutsche Welle produziert fantastische Dinge und bekommt auch Produktionen der anderen öffentlich-rechtlichen Sender. Wir haben aber einen ganz anderen Ansatz als die Öffentlich-Rechtlichen. Wir sind Fernsehmacher, die ihren Fokus nicht auf die Produktion journalistischer Inhalte setzen, aber wissen, wie man digitale TV Sender konfektioniert und einer Zielgruppe erfolgreich, Inhalte gerecht präsentiert.

Wie ist die technische Reichweite?

Mit Astra und Unitymedia starten wir nächste Woche. Wir werden über 20 Millionen Privathaushalte erreichen. Unitymedia hat uns ziemlich weit vorne programmiert. Ich glaube, dass nicht nur Flüchtlinge unser Programm schauen werden, sondern auch deutsche Helfer oder Leute, die sich einfach dafür interessieren.

Ist das Projekt auf eine bestimmte Zeit begrenzt?

Wir wollen es einfach mal ausprobieren und sehen wie es ankommt und ob es ankommt. Mir und meinen Partnern von H2D wurde klar, dass sich die Medienwelt dahingehend verändert, dass man Dinge einfach ausprobiert. Früher war es so, dass man ein Rezept hatte und danach gekocht hat. Heute ist es eher so, dass man den Kühlschrank aufmacht und schaut was da so drinnen ist. Genau das machen wir auch. Wir fangen jetzt erst mal an und schauen wie es läuft. Ziel ist es eh, dass unsere Zielgruppe in zwei oder drei Jahren gar kein H2D mehr braucht, sondern herkömmliches Fernsehen nutzt.

Herr Apfel, vielen Dank für das Gespräch.