Dennoch gibt es unter deutschen Medien derzeit viel Kritik. Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel bezeichnete Facebook unlängst als „asoziales Netzwerk“. Wie machen Sie aus diesen Kritikern Partner?

Sie wären überrascht, wie viel wir mit deutschen Partnern entwickeln. Es gibt einen regelmäßigen Austausch und viele Projekte. Wir wollen und brauchen Feedback, auch kritisches, um unsere Angebote besser zu machen.

Zu Ihrem Aufgabenfeld gehört auch die Kooperation mit anderen Medien, etwa TV-Sendern. Welche Kooperationen gibt es hier bereits in Deutschland?

Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Sendern zusammen. Es gibt da ein großes spannendes Potenzial für neue kreative Formate. Auch die Monetarisierungsmöglichkeiten für Bewegtbild haben sich sehr verbessert. Facebook Live, das wir letztes Jahr gestartet haben, ist stark gewachsen. Derzeit testen wir Werbeunterbrechungen. Und vor einigen Monaten haben wir in den USA Watch gelauncht, eine Plattform für Longtime-Videocontent. In Deutschland sind wir in einem sehr guten Austausch mit vielen Sendern.

IP-Geschäftsführer Matthias Dang allerdings hat vor einigen Monaten in W&V gesagt, er würde Facebook keinen Videocontent zur Verfügung stellen, um nicht einen Konkurrenten auf dem Werbemarkt zu unterstützen.

Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand darin keinen Nutzen für sich sieht. Jeder trifft seine eigene Entscheidung. Kein Partner, auch kein Werbetreibender, kommt zu uns, weil er gezwungen wird. Sie arbeiten mit uns zusammen, weil sie einen Nutzen sehen. Wir wollen komplementäre Produkte und Tools schaffen. Die meisten Medien nutzen das und sehen sie auch als gute Ergänzung. Ich glaube, dass Partnerschaften in der Welt der digitalen Transformation wichtiger denn je sind. Allein ist es schwierig. Niemand hat alles: großartigen Content, die beste Technologie und große Reichweiten.

tn/lip

Wie Facebooks Test-Ballon "Explore" derzeit für Unruhe in der Verlagsbranche sorgt und warum VDZ-Geschäftsführer Stephan Scherzer Mark Zuckerberg nicht "für den Säulenheiligen des Silicon Valley hält", lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.