Digitalkonzerne:
Facebooks Charme-Offensive: "Allein ist es schwierig"
Facebook will die Zusammenarbeit mit Medienhäusern verbessern. Europas Medienkooperations-Chef Patrick Walker freut sich dabei auch über "kritisches Feedback".
Patrick Walker ist von Berufs wegen so etwas wie der Facebook-Freund der Medienunternehmen. Der US-Amerikaner und ehemalige Youtube-Manager ist seit rund einem Jahr in Europa verantwortlich für die Partnerschaften mit Medien. Ein nicht immer spannungsfreies Verhältnis. Wie Walker das Verhältnis zu Verlagen und anderen Medienhäusern verbessern will, sagt er im W&V-Gespräch.
Mr. Walker, was hat es mit Facebooks Journalism Project auf sich?
Wir wollen damit eine engere Verbindung mit der Nachrichtenbranche schaffen. Wir zeigen Verlagen zum einen, wie sie unsere Produkte nutzen können, um ihr Publikum besser zu erreichen. Und wir wollen von ihnen lernen und zuhören, wo ihre Prioritäten liegen. Daraus sind zahlreiche Projekte mit zahlreichen Nachrichtenanbietern in Nordamerika und Europa entstanden.
Wie ist das Feedback?
Das größte Bedürfnis, das unsere Partner an uns herantragen, ist tatsächlich eine bessere Monetarisierung der Inhalte. Sie sind auf Facebook erfolgreich, müssen das aber in Umsatz oder bessere Kundenbeziehungen überführen.
Auch in Deutschland kritisieren Verlage unbefriedigende Erlöse aus Ihrem Instant-Article-Programm. Wie wollen Sie das verbessern?
Ein Teil der Antwort ist die Erweiterung von Instant Articles auch für Abo-Modelle. Das ist übrigens ein Wunsch, der sehr stark von unseren deutschen Partnern kam. Instant Articles wächst sehr stark. Weltweit nutzen inzwischen mehr als 10.000 Medienhäuser diese Plattform. Und auch die Werbeerlöse steigen erheblich, sie sind inzwischen um 50 Prozent höher als beim Start. Wir geben täglich etwa eine Million Dollar an Werbeeinnahmen an unsere Partner weiter. In Deutschland nutzen alle großen Verlage Instant Articles und auch viele der kleineren.
Dennoch gibt es unter deutschen Medien derzeit viel Kritik. Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel bezeichnete Facebook unlängst als „asoziales Netzwerk“. Wie machen Sie aus diesen Kritikern Partner?
Sie wären überrascht, wie viel wir mit deutschen Partnern entwickeln. Es gibt einen regelmäßigen Austausch und viele Projekte. Wir wollen und brauchen Feedback, auch kritisches, um unsere Angebote besser zu machen.
Zu Ihrem Aufgabenfeld gehört auch die Kooperation mit anderen Medien, etwa TV-Sendern. Welche Kooperationen gibt es hier bereits in Deutschland?
Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Sendern zusammen. Es gibt da ein großes spannendes Potenzial für neue kreative Formate. Auch die Monetarisierungsmöglichkeiten für Bewegtbild haben sich sehr verbessert. Facebook Live, das wir letztes Jahr gestartet haben, ist stark gewachsen. Derzeit testen wir Werbeunterbrechungen. Und vor einigen Monaten haben wir in den USA Watch gelauncht, eine Plattform für Longtime-Videocontent. In Deutschland sind wir in einem sehr guten Austausch mit vielen Sendern.
IP-Geschäftsführer Matthias Dang allerdings hat vor einigen Monaten in W&V gesagt, er würde Facebook keinen Videocontent zur Verfügung stellen, um nicht einen Konkurrenten auf dem Werbemarkt zu unterstützen.
Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand darin keinen Nutzen für sich sieht. Jeder trifft seine eigene Entscheidung. Kein Partner, auch kein Werbetreibender, kommt zu uns, weil er gezwungen wird. Sie arbeiten mit uns zusammen, weil sie einen Nutzen sehen. Wir wollen komplementäre Produkte und Tools schaffen. Die meisten Medien nutzen das und sehen sie auch als gute Ergänzung. Ich glaube, dass Partnerschaften in der Welt der digitalen Transformation wichtiger denn je sind. Allein ist es schwierig. Niemand hat alles: großartigen Content, die beste Technologie und große Reichweiten.
tn/lip
Wie Facebooks Test-Ballon "Explore" derzeit für Unruhe in der Verlagsbranche sorgt und warum VDZ-Geschäftsführer Stephan Scherzer Mark Zuckerberg nicht "für den Säulenheiligen des Silicon Valley hält", lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V.