Die Internetnutzung diene aber nicht nur dem Konsum von Inhalten, sondern erfülle auch infrastrukturelle Funktionen (zu denen etwa Banking, Datei-Downloads, IP-Telefonie und Messenger-Dienste gehören) und hybride Funktionen (etwa Radiohören via Web oder TV-Livestreaming). Auf die inhaltliche Online-Nutzung entfallen der Seven-One-Studie zufolge 49 Prozent der Nutzungsdauer, auf die infrastrukturellen Nutzung 34 Prozent. Als Weitervermittler von Inhalten anderer Mediengattungen (hybride Nutzung) wird das Internet in 17 Prozent der Nutzungszeit eingesetzt. Kommuniziert wird dafür wie wild: Besonders die Frauen zwischen 14 und 29 Jahren verbringen laut der Studie 145 Minuten mit dem Chatten. Bei den Männern dieser Altersgruppe sind es nur 80 Minuten. Junge Frauen telefonieren auch mehr: 45 Minuten - 13 Minuten mehr als ihre männlichen Altersgenossen. In sozialen Netzen tummeln sich alle unter 30 gleich gern (36 Minuten die Frauen, 32 Minuten täglich die Männer).

Dass diese Verschiebung von Fernsehen zu Internet in Zukunft noch stärker wird, zeigt auch der Blick auf die tägliche Reichweite: Da liegt das Fernsehen nur noch insgesamt vorn. 82 Prozent in der Zielgruppe 14+ schalten jeden Tag ein, das Radio nutzen 70 Prozent, das Internet 62 Prozent. In Einklang mit dem "Freizeit-Monitor" bestätigt aber auch Forsa: Das Internet nutzen 82 Prozent der 14- bis 49-Jährigen täglich und verdrängen damit das Fernsehen auf den zweiten Platz (74 Prozent). Zeitungen (35%) und Zeitschriften (12%) belegen nur noch die hinteren Ränge. Der "Freizeit-Monitor" hatte die Printmedien zusammengefasst und den Schwund ebenfalls dokumentiert - allerdings nicht ganz so massiv.

Seit 2001 erfasst Seven One Media auch die Parallelnutzung von TV und Internet. Seit 2010 wächst diese deutlich, auf heute durchschnittlich 58 Prozent, was einer Steigerung von über 20 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre entspricht. Anscheinend nimmt das Tablet aber dem Fernsehen nichts vom Kuchen: Parallelnutzer sehen dem "Media Activity Guide" zufolge pro Tag auch 50 Minuten mehr fern, verbringen 45 Minuten mehr Zeit mit Messengern und surfen 55 Minuten länger im Internet. "Das heißt: Es findet keine Kannibalisierung, sondern eine additive Ergänzung der Medien statt", freut sich Seven One.

Und dabei scheinen sich die Medienkanäle bestens zu ergänzen. Der Münchner Vermarkter hat festgestellt, dass 80 Prozent der Menschen, die im TV auf ein bestimmtes Produkt aufmerksam werden und im Anschluss im Internet danach recherchieren, schon einmal direkt online gekauft haben, jeder Vierte sogar häufig.

Der "Media Activity Guide" wurde in diesem Jahr methodisch angepasst. Nach Kanälen und Geräten wird differenziert. Zudem werden die konkreten Aktivitäten mit Medien am "gestrigen Tag" abgefragt. Der Befragungszeitraum wurde auf vier Wochen verlängert, um die Effekte durch Sonderereignisse zu minimieren. Für den vorliegenden Guide 2014 wurden im Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte März 1501 Personen ab 14 Jahren telefonisch von Forsa interviewt.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.