Das Digitalunternehmen hat nach eigenen Angaben mit mehreren Interessenten für den Publishing-Bereich gesprochen. Darunter wohl auch einige Beteiligungsgesellschaften. Dabei wurden mehrere Verkaufsszenarien durchgespielt. Am Ende, so CEO Toon Bouten, hätte sich der "natürliche Owner" durchgesetzt. Gleichzeitig wurden mehrere langfristige Vermarktungs- und Kooperationsverträge ausgehandelt.

So geht nun die Ehe vonstatten: Tomorrow Focus Publishing wird zum 1. Mai in den Geschäftsbereich Digitalmarken National unter der Führung von Stefan Winners eingegliedert. Dort soll der Bereich "weiterentwickelt" werden, wie es heißt. Burda will alle 200 Mitarbeiter übernehmen. "Alle Portale sowie die Vermarktungseinheit bleiben unter ihrer jetzigen Führung eigenständig an ihren Standorten bestehen", versichert der Medienkonzern. Tomorrow Focus Publishing behält die Redaktionsräume in der Neumarkter Straße sowie auch die Geschäftsführer Oliver Eckert und Martin Lütgenau bei. Daniel Steil soll als Chefredakteur weiter für Focus.de zuständig sein, Sebastian Matthes behält den Hut bei der "Huffington Post" auf.

Burda-Vorstand Winners - er war von 2005 bis zu seinem Wechsel in den Burda-Vorstand im Spätsommer 2012 selbst Vorstandschef von ToFo - und holt mit dem Deal einen wichtigen Teil seiner früheren Firma zurück in seinen Zuständigkeitsbereich. Er beschwört in der Mitteilung die Synergien des Deals, die vor allem auch im Bereich Vermarktung entstehen: "Wir sehen für alle publizistischen Angebote und die Vermarktung deutliches weiteres Potenzial, werden sie gemeinsam weiterentwickeln und gleichzeitig ihre Eigenständigkeit bewahren." Künftig verkauft wird so: "Für den Digital-Vermarkter Tomorrow Focus Media ist unter dem Burda-Dach eine intensivere kundenorientierte Zusammenarbeit mit Burdas Multichannel-Vermarkter BCN und dem Content-Marketing-Unternehmen C3 geplant", wie es heißt. Wie das genau aussehen soll und welche Synergien tatsächlich entstehen, bleibt allerdings noch offen.

Mitbewerber im Verlagssegment wie Springer haben Print und Online längst über alle Redaktionen hinweg verzahnt oder die Prozesse eingeleitet. Die Vermarktung ist entsprechend auf Kombi-Pakate ausgerichtet – ein Fakt, der Burda immer mehr unter Druck setzen dürfte. Burda wollte offensichtlich und musste Digital mit den Hauptmarken Focus.de und der "HuffPo" ins Haus holen, um die gefragten Kombi-Offerten schnüren zu können.

Strategisch hat der Deal aus Sicht von Dominik Frings aus der Mediascale-Geschäftsführung "absolut Sinn, denn eine strikte Trennung zwischen medialen Gattungen ist nicht mehr zeitgemäß. Am Ende bleiben zwei Gewinner: die Tomorrow Focus AG, die sich auf E-Commerce konzentrieren kann. Und das Medienhaus Burda, dass seine Publishingmarken im Digitalen zurückbekommt." Der Manager der Münchner Onlinemedia-Agentur gibt aber zu bedenken: "Ob nun ein crossmediales Produkt(-portfolio) daraus entsteht, das überzeugender ist als die Einzelleistungen, wird sich zeigen müssen." Fakt ist: Wo "Focus" draufsteht, steckt künftig immer direkt Burda dahinter.

ps/ks


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.