Das Internet mache den Boulevard-Journalismus platt, lässt "AZ"-Herausgeber Friedmann durchblicken: "Das, was eine typische Boulevardzeitung ausmacht, ist (...) durch das Internet weitgehend bedeutungslos geworden." Junge Leser seien nur sehr schwer für den Boulevard zu begeistern. "Die suchen sich heute alles im Internet zusammen, vor allem bei Facebook. Da bekommen sie dann eben alle aktuellen Nachrichten über genau die Bands oder die Sportler, die sie interessieren." Der Pessimismus Friedmanns ist aber nicht in allen Punkten zutreffen. Laut der Mitteilung des Insolvenzverwalters vom Mittwoch ist die "Abendzeitung" nicht zahlungsunfähig, der Betrieb ist vorerst gesichert.

Am Mittwoch hat die "AZ" beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt – nach 66 Jahren. 110 Mitarbeiter sind betroffen, davon rund 50 in der Redaktion, die Kampfwillen zeigen. Die Familie Friedmann als Eigentümerin ist mit 18,75 Prozent auch am Süddeutschen Verlag beteiligt, der die "Süddeutsche Zeitung" herausgibt. Der 62-jährige Friedmann ist der Sohn des 1969 gestorbenen "AZ"-Gründers Werner Friedmann. Dessen Frau Anneliese Friedmann – heute 86 - übernahm 1969 die Verlagsleitung. Sie ist gemeinsam mit Johannes Friedmann Herausgeberin der "Abendzeitung".

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ps/dpa


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.