Blattkritik:
"Geo Epoche Panorama": Ein Bilderbuch der Geschichte
Der neue "Geo"-Ableger "Geo Epoche Panorama" ist auf dem Markt. W&V Online hat einen Blick in das Geschichtsmagazin geworfen, das der Fotografie den Vortritt vor langem Text einräumt.
Zuwachs in der "Geo"-Familie: Mit "Geo Epoche Panorama" hat Gruner + Jahr eine weitere Line-Extension seines Reportagemagazins auf den Markt gebracht. In der Neuerscheinung soll Geschichte in Bildern erzählt werden - jede Ausgabe widmet sich einer historischen Epoche.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Getreu diesem Motto haben die Macher von "Geo Epoche Panorama" ein Geschichtsmagazin entwickelt, das die erzählerische Kraft der Fotografie in den Mittelpunkt rückt. Zwar setzt auch das monothematische Schwesterblatt "Geo Epoche" seit seiner Erscheinung im Jahr 1999 auf hochwertige Aufnahmen, doch unterstreichen diese nur die ausführlich geschilderten historischen Ereignisse.
Bei der Neuerscheinung ist es umgekehrt. Opulente Fotostrecken stehen im Mittelpunkt, knappe Bildunterschriften und kurze Essays liefern die notwendigen Erläuterungen.
Die Optik wirkt aufgeräumt und schlicht. Übersichtlich sind die historischen Schwarzweiß-Fotografien vor dunklem Hintergrund angeordnet, nichts soll den Fokus von den Bildern lenken. Es finden sich viele doppel- und einseitige Motive. Nur selten zeigt eine Doppelseite mehr als fünf Aufnahmen. Fotoliebhaber kommen mit dem großformatigen Heft deutlich auf ihre Kosten.
Alle sechs Monate gibt es eine neue Ausgabe zu einer geschichtlichen Epoche – das erste Heft trägt den Titel "Deutschland zur Kaiserzeit". Mit der Unterteilung in die Kapitel "Alltag", "Wandel", "Zeitgeist" und "Macht" werden die grundlegenden Aspekte der Entstehung des modernen Deutschlands beleuchtet - zentrale Lebensbereiche des ersten deutschen Nationalstaates kommen zur Sprache. Wissenswerte Fakten aus der Epoche finden in den kurzen Texten und den Essays im Anschluss an jeden der vier Teile Erwähnung, ausführliche Hintergründe zu den Auseinandersetzungen der Zeit bleibt das Magazin schuldig. Den Mangel an Einordnung kann auch die "Geo Epoche"-typische Zeitleiste mit den wichtigsten Daten zum Kaiserreich nicht wettmachen. Den Hobby-Historiker dürften die Informationen durchaus zufriedenstellen. Wer tiefgreifende Analysen wünscht, für den empfiehlt sich weiterhin der Griff zu "Geo Epoche".
Gelungen ist vor allem die kurze Einführung über die technische Entwicklung der Fotografie und deren Verbreitung während des Kaiserreichs, mit der die Redaktion die erste Ausgabe einleitet. Für das zweite Heft, das im August unter dem Titel "Das amerikanische Jahrhundert 1898-2001" erscheint, kündigt der Verlag das Porträt der Weltmacht USA an. Auffällig ist, dass im gesamten Magazin keine Anzeige geschaltet ist. Beinahe anzeigenfrei startete im vergangenen Jahr auch der Testballom zu Gruners "Stern"-Ableger "Viva".