Es geht um Männer

Und das nicht von ungefähr: In Führungspositionen deutscher Unternehmen dominieren Männer mit gut 70 Prozent (DIW 2015**). Das entspricht in etwa ihrem Anteil an der Berichterstattung der genannten Medienportale (81 Prozent). 

Nach Medien aufgeschlüsselt, sinkt der Anteil in Medien mit wenigen weiblichen Führungskräften: So zählt Echobot bei Focus Online 16 Prozent Erwähnungen von Frauen, während es bei der Taz etwa 25 Prozent sind.

Die Vornamen, die am meisten genannt werden, sind klar von der Politik beherrscht. Donald und Angela führen die Listen an. Betrachtet man aber die geschlechterübergreifende Top 10, findet sich Angela dort als einzige weibliche Vertreterin auf dem vierten Platz. Die restlichen neun Plätze belegen die Männer.

Echobot hat sich dazu bei Spiegel Online die einzelnen Ressorts angesehen - und stellt fest, die Dominanz der Männer zieht sich durch. Einzige Ausnahme ist der Bereich "Leben und Lernen", in dem eine genau ausgeglichenen Verteilung vorliegt. "Bekannte Rollenklischees werden hier auch nur zum Teil und mit deutlich männlicher Dominanz bedient – wie Sport (95% männlich), Kultur (72% männlich) oder Gesundheit (54% männlich)", resümieren die Analysten.

Politik? Trotz weiblichen Bundeskanzlers Männersache

Das Ressort Politik wurde bei Spiegel, Focus und Zeit einer Extra-Untersuchung unterzogen. Trotz Kanzlerin dreht sich mit 78 Prozent der Erwähnungen auch hier die Berichterstattung mehrheitlich um Männer. Nimmt man jeweils die Top 3 der häufigsten Namen aus der Wertung, kommen die Frauen noch schlechter weg. Dann ergibt sich sogar eine Verteilung von 83 Prozent zu 17 Prozent. Das mag daran liegen, dass allein jeder vierte gezählte weibliche Vorname der von Angela Merkel ist. Ohne Kanzlerinnen-Bonus verdüstert sich also die Lage.

Die Daten, die Echobot gesammelt hat, auf einen Blick.

Die Daten, die Echobot gesammelt hat, auf einen Blick.

*) Echobot Media Technologies analysierte alle im Zeitraum vom 11. September bis 11. Oktober veröffentlichten Artikel der Nachrichtenportale Spiegel, Focus, TAZ und Zeit - mehr als 20.000. Sie wurden mit einer Liste männlicher und weiblicher Vornamen abgeglichen und die Nennungen aufsummiert. 

**) Das DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin) räumt aber ein, dass mit steigender Verantwortung der Frauenanteil sinkt; so lag er bei 214 Führungskräften mit "umfassenden Aufgaben" bei 47, also nur mehr 21 Prozent. Unter den Angestellten in der Privatwirtschaft überwiegen die Frauen mit 52 Prozent. Die Gehaltslücke lag 2015 bei VollzeitFührungskräften bei 23 Prozent.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.